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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 311
10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische)
Inschriften bei Apianus/Amantius
Nicht nur beim Abkürzungsverzeichnis, auch beim stadtrömischen Teil der In-
schriftensammlung hatten sich Beziehungen zwischen dem Codex Pragensis XIII G 14
und dem CT 3569 („Codex Gar“) offenbart. Ein auffälliges Merkmal war die erhei-
ternde Darstellung eines Kamels mit integrierter Inschrift im CP XIII G 14, fol. 99v,
welcher derselbe Irrtum zugrunde liegt wie dem entsprechenden Inschriftentext
(ohne Zeichnung) im CT 3569, fol. 51r.1379 Nun enthält auch das Werk von Apianus/
Amantius auf Seite 210 dieselbe, aber spiegelverkehrte Darstellung des Tieres, die
Maria Pia Billanovich mit dem CT 3569 ursächlich in Verbindung gebracht hat.1380 Da
aber in Gestalt des Codex Pragensis nun eine (Billanovich nicht bekannte) Handschrift
vorliegt, die chronologisch etwa in der Mitte zwischen dem im Jahre 1480 geschrie-
benen Codex Tridentinus1381 und dem Druckwerk (1534) steht, zudem eine idente
Formulierung der zugehörigen Ortsangabe aufweist, drängt sich der Verdacht auf,
der CP XIII G 14 könnte hier Quelle für Apianus/Amantius gewesen sein. Auch an
anderen Stellen sind auffällige Ähnlichkeiten zwischen der Handschrift und dem
Druck festzustellen, nicht zuletzt, was Zeichnungen und Holzschnitte betrifft. Das
Druckwerk hat jedoch insgesamt mehr bildliche Darstellungen als der Codex Pra-
gensis, zum Beispiel auf fol. 44v, wo Hand I am unteren Seitenrand nur den Text der
Inschrift CIL VI 23785 hinzugefügt hat. Bei Apianus/Amantius dagegen (Inscriptio-
nes 208,1) wird diese Inschrift wie in den Licinius-Handschriften als Aufschrift auf
einer Amphore dargestellt.1382 Da auch der Prager Codex stellenweise mehr In-
schriften als das Druckwerk enthält, hat Vidman auf unterschiedliches, (noch) nicht
näher identifizierbares jucundisches Ausgangsmaterial für beide Überlieferungs-
träger geschlossen.1383 Dennoch ist nicht zuletzt wegen der auffallend ähnlichen Dar-
stellung des Kamels zu vermuten, dass der Pergamentcodex Apianus und Amantius
hier – neben anderen Quellen – zur Verfügung stand.
Unter diesem Gesichtspunkt ist nun auch das Verhältnis der norischen Inschriften im
Prager Codex zu jenen in den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis zu beleuchten.
Bei einem Vergleich der norischen und – wo nötig – (ober)pannonischen Inschriften
im Pergamentcodex mit jenen im Druckwerk ist sehr rasch zu erkennen, dass
zwischen den beiden Überlieferungsträgern ein überaus enger Zusammenhang
besteht. Konkret geht aus Tabelle 12.111384 hervor, dass nicht nur die überwiegende
Mehrheit der relevanten Ortsangaben mit ihren teils auffälligen Formulierungs-
details ident ist, sondern auch weitgehend die Reihenfolge der Inschriften innerhalb
der einzelnen geographischen Einheiten. Dazu werden im Folgenden die Ergebnisse
1379 Siehe Kap. 7.3.2.
1380 Billanovich, Miniera di epigrafi 247–249.
1381 Siehe Kap. 3.4.
1382 CVP 3255*, fol. 46v, CS hist. 4° 316, fol. 102v.
1383 Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 65–68.
1384 Siehe Anhang.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548