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10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus
Apianus und Bartholomaeus Amantius
Im Jahre 1534 erschienen in Ingolstadt die im Verlauf der vorliegenden Arbeit bereits
vielfach erwähnten Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis non illae quidem Romanae sed
totius fere Orbis summo Studio ac maximis Impensis Terra Marique conquisitae. Mit die-
ser – wie im Titel betont wird – besonders umfangreichen Sammlung liegen auch
norische Inschriften erstmals im Druck vor. Obwohl auf dem Titelblatt der Publika-
tion „Petrus Apianus Mathematicus Ingolstadiensis & Barptholomaeus [sic!] Amantius
Poeta“ als Autoren bzw. Herausgeber aufscheinen, hat es sich schon fast eingebür-
gert, nur Apianus zu nennen, häufig in der eingedeutschten Form „Apian“. Diese
Gepflogenheit wird scheinbar bestätigt durch den auf der Titelrückseite wiedergege-
benen Schutzbrief von Kaiser Karl V., der sich in seiner wortreichen Erteilung des
Druckprivilegs naturgemäß nur an den Drucker des Werkes, Petrus Apianus, richtet
und Amantius’ Namen unerwähnt lässt.1316 Es deutet jedoch einiges darauf hin, dass
Bartholomaeus Amantius einen wesentlichen Beitrag zu dieser aufwändigen
Publikation geleistet hat. So erweckt sein Brief vom 24. April 1534 an Konrad
Peutinger, der auch in das Werk aufgenommen wurde1317, ganz den Eindruck, dass er
sich maßgeblich um die Zusammenstellung des Materials gekümmert hat. Die um-
fangreiche, an den Mäzen Raymund Fugger gerichtete Widmung des Werkes ist
offensichtlich von Amantius allein verfasst worden, denn es heißt darin an einer
Stelle ausdrücklich „mihi vel Apiano“.1318 Derselbe Befund gilt augenscheinlich für die
beiden zweiseitigen, an den Leser gerichteten Briefe, die ihr Autor überwiegend im
Singular verfasst hat.1319 Ergänzend dazu wies Siegmund Günther auf leider nicht
näher genannte Berichte von Zeitgenossen zur Rolle von Apianus hin. Aus diesen sei
„wohl zu schliessen, dass Apian, dem auch die schöne typographische Ausstattung
zu danken ist, in hervorragender Weise betheiligt war“.1320 Da sich an der Quellen-
1316 Es handelt sich bei dem im Werk abgedruckten Dokument nicht um einen Widmungsbrief an
Karl V., wie aus Ott, Entdeckung des Altertums 179, geschlossen werden könnte. Der geographisch
weitgefasste Inhalt dieses Werkes passt aber unzweifelhaft zum Herrschaftsanspruch dieses
Kaisers, dem Apianus im Jahre 1540 schließlich sein astronomisches Hauptwerk „Astronomicum
Caesareum“ widmete.
1317 Apianus/Amantius, Inscriptiones 417–418 (Die Seiten weisen die fehlerhafte Paginierung
„CCCCXVIII“ und „CCCCXIX“ auf). Das Schreiben findet sich auch bei König, Peutinger-Briefe
466–468 (Nr. 284).
1318 Apianus/Amantius, Inscriptiones AAiiiiv. Zur Förderung von Publikationen in verschiedensten
europäischen Städten durch die Fugger siehe Josef Bellot, Humanismus – Bildungswesen – Buchdruck
und Verlagsgeschichte, in: Gunther Gottlieb u. a. (Hrsg.), Geschichte der Stadt Augsburg. 2000 Jahre von
der Römerzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart 21985, 343–357, hier: 348, und Wolfgang Kuhoff, Augs-
burger Handelshäuser und die Antike, in: Johannes Burkhardt (Hrsg.), Augsburger Handelshäuser im
Wandel des historischen Urteils, Berlin 1996, 258–276, hier: 264.
1319 Apianus/Amantius, Inscriptiones Ciiiv–Ciiii bzw. 436–437.
1320 Siegmund Günther, Peter und Philipp Apian, zwei deutsche Mathematiker und Kartographen. Ein Bei-
trag zur Gelehrten-Geschichte des XVI. Jahrhunderts (Abh. d. Königl. Böhm. Gesellschaft der Wissen-
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548