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302 | Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius
10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl
Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis?
Im Widmungsbrief an den Mäzen Raymund Fugger wird Peutinger in deutlicher
Abstufung zum überschwänglichen Lob von Cholers Tätigkeit genannt: „Vellemus et
huiusmodi fuisse clarissimi viri Chunradi Peutingeri Iureconsulti (sc. monumenta) [...]“.1343
Nähere Angaben, etwa woher Peutingers Inschriften stammen, sucht man vergeb-
lich. Dieses kleine Manko wird allerdings im hinteren Teil der Inscriptiones ausgegli-
chen, wo Peutingers gedruckte Augsburger Inschriftensammlung in der Fassung von
1520 gänzlich übernommen wurde. Gleichsam als Einleitung zu diesem Abschnitt
fungiert ein Brief von Amantius an Peutinger vom 24. April 1534, in dem er den
Augsburger über diese Vorgangsweise informiert und die Gründe dafür darlegt.1344
Auf Peutingers handschriftliche Inschriftensammlung(en) nehmen die Herausgeber
nicht explizit Bezug. Die Codices müssen ihnen jedoch zumindest teilweise bekannt
gewesen sein, denn bei der Untersuchung der Überlieferungsgeschichte der In-
schriften CIL III 5113, 5114 und 5453 hatte sich gezeigt, dass die Wiedergabe bei
Apianus/Amantius (Inscriptiones 111,2–112,2) nicht direkt auf die Sammlung von
Augustinus Prygl Tyfernus zurückgehen kann, sondern das Bindeglied offensichtlich
in Peutingers Codex 2° H 24 zu suchen ist.1345
Neben den drei eben erwähnten Inschriften scheinen zehn weitere Denkmäler aus
Noricum bzw. Pannonia Superior sowohl bei Apianus/Amantius als auch in den
Tyfernus-Codices auf: CIL III 4030, 4041, 4056, 4071, 4075, 4082 aus Ptuj, 5154 aus
Celje, 5424 aus Wildon, 5435 aus Straßgang/Graz und 5631 aus Wels.1346 Der mögliche
Ansatz, dass auch diese Denkmäler über Peutingers Codex in das Werk von
Apianus/Amantius gelangt sein könnten, verliert bereits dadurch sehr an Relevanz,
dass Peutinger an anderen Stellen seiner Handschrift wesentlich mehr Inschriften
von Tyfernus hat1347 und CIL III 5424 in Peutingers Codex fehlt. Schließlich zeigt eine
Gegenüberstellung der übrigen Inschriften bei diesen auctores antiquissimi Unter-
schiede sowohl bei den Ortsangaben als auch bei den Inschrifttexten auf, sodass eine
Verbindung zwischen Apianus/Amantius und Augustinus Tyfernus über die Zwi-
schenstufe Peutinger auszuschließen ist. Lediglich bei einer von insgesamt drei
Wiedergaben der Welser Inschrift CIL III 5631 bei Apianus/Amantius
(Inscriptiones 453,4) scheint neben den erwähnten Inschriften CIL III 5113, 5114 und
5453 eine weitere, indirekte Beziehung zu Augustinus Tyfernus gegeben zu sein. Ein
auffälliges Indiz ist die fehlerhafte Ortsangabe „Non longe a Schwatz“, die bei
1343 Apianus/Amantius, Inscriptiones Bbv .
1344 Zum Titel dieses Abschnittes vgl. die obenstehende Inhaltsübersicht der Inscriptiones. Eine knappe
Gegenüberstellung des Peutinger-Werkes und der Inscriptiones bietet Kuhoff, Augsburger Handels-
häuser 264–265, Anm. 29.
1345 Siehe dazu ausführlich Kap. 4.3 (mit Abbildungen). Auch an weiteren Stellen in den Inscriptiones
sind Parallelen zu Peutingers Codex H 24 festzustellen; siehe Kap. 10.6.
1346 Vgl. Tab. 12.10 (Anhang).
1347 Siehe Kap. 8.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548