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8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften
Konrad Peutinger ist eine der führenden Persönlichkeiten des süddeutschen Huma-
nismus. Seine außergewöhnlich langjährige und vielgestaltige Tätigkeit zählt zu den
reichhaltigsten Gegenständen der einschlägigen Forschung, die als Resultat dessen
bereits eine Fülle von durchwegs guter Literatur hervorgebracht hat.979 Aus diesem
Grund ist hier eine Beschränkung auf die wichtigsten biographischen Angaben mög-
lich und sinnvoll.
Peutinger wurde 1465 in Augsburg als Kind einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie
geboren und verbrachte den Großteil seines Lebens in seiner Heimatstadt. Er hatte
dort von 1497 bis 1534 das Amt des Stadtschreibers, d. h. des Leiters der städtischen
Verwaltung, inne. Die für seine Arbeit wesentlichen Kenntnisse des römischen
Rechts erwarb er nach Studien in Basel vor allem an den Universitäten von Padua
und Bologna von 1482 bis 1488. Drei Jahre danach wurde er in Padua zum Doctor
legum promoviert. Die spätere Verleihung des akademischen Grades Doctor utriusque
iuris erfolgte durch Kaiser Maximilian persönlich.
In seiner Funktion als kaiserlicher Rat war Peutinger mit den verschiedensten politi-
schen und diplomatischen Aufgaben betraut. Mit Maximilian I. verband Peutinger
aber wesentlich mehr. Die Beziehung zwischen den beiden Persönlichkeiten war so
eng, dass sie vielfach sogar als geistige Verwandtschaft oder Freundschaft bezeichnet
wird.980 Eine wesentliche Basis dafür war das gemeinsame Interesse für die
humanistische Zeitströmung, das Peutinger bei seinen Studienaufenthalten in Italien,
unter anderem in Rom bei Pomponio Leto, intensiviert hatte. Er pflegte rege Kon-
takte zu zahlreichen anderen Humanisten, wobei Fra Giovanni Giocondo unter den
Italienern und Konrad Celtis unter den Deutschen hervorzuheben sind. Dass sich der
979 Die älteren Werke bis etwa 1930 hat Karl Schottenloher in seiner Bibliographie zur deutschen
Geschichte im Zeitalter der Glaubensspaltung zusammengestellt: II, Leipzig 1935, 133–135. Als grund-
legend hervorzuheben sind die beiden Werke von Erick König, Peutingerstudien (Studien und
Darstellungen aus dem Gebiete der Geschichte 9), Freiburg i. Br. 1914, und ders., Konrad Peutingers
Briefwechsel (Veröffentlichungen der Kommission für Erforschung der Geschichte der Reformation
und Gegenreformation, Humanistenbriefe I), München 1923. Für biographische Aspekte beson-
ders wesentlich ist Heinrich Lutz, Conrad Peutinger. Beiträge zu einer politischen Biographie (Ab-
handlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg 9), Augsburg 1958. Jüngeren Datums ist der
Artikel von Hans-Jörg Künast und Jan-Dirk Müller, in: NDB 20, Berlin 2001, 282–284, Online-
fassung im Internet (URL):
http://www.deutsche-biographie.de/artikelNDB_pnd118740652.html [abgerufen am 31.08.2015].
Die jüngste, sorgfältig erstellte und umfassende Übersicht bietet Uta Goerlitz s. v. „Peutinger,
Konrad“, in: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.), Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutsch-
sprachigen Kulturraums 9, Berlin/New York ²2010, 177b–181a.
980 Vgl. etwa Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., V 71. Wie weit die Wertschätzung Peutingers durch
den Kaiser ging, zeigt die Tatsache, dass er gemeinsam mit Kardinal Matthäus Lang und Dr.
Johannes Eck über Geheimnisse des christlichen Glaubens beraten sollte (siehe Wiesflecker, Kaiser
Maximilian I., V 154).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548