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Konventionen bzw. Normen und Regeln unterschiedlicher Art und Reichweite
ergeben. Diese Ăberlegungen mĂŒnden in die Suche nach geeigneten, wirkungs-
vollen Handlungs- bzw. Steuerungsoptionen.
Dazu wird zunÀchst beschrieben, welche Merkmale der öffentliche Dis-
kurs ĂŒber die Dichotomie von Schutz und Nutzen von Daten aufweist, um diese
Ergebnisse dann mit den entsprechenden Beobachtungen und Interpretationen
des politischen Diskurses im engeren Sinne in Beziehung zu setzen bzw. zu ver-
gleichen. Dieses Vorgehen wurde gewÀhlt, weil davon ausgegangen wird, dass
die öffentlichen, nach wie vor wesentlich ĂŒber Massenmedien ausgetragenen
Argumentationen ihrerseits den politischen Diskurs im engeren Sinne zwischen
EntscheidungstrĂ€gern und pluralistischen Interessengruppen maĂgeblich beein-
flussen.
Die Frage, ob mit der Nutzung von Massendaten aller Art eher Vorteile und
Verbesserungen oder eher Nachteile bzw. Risiken verbunden sind, ist thema-
tisch als eine typische Fortschrittsdebatte zu beurteilen. D. h. alle kommunika-
tiv Handelnden bringen jeweils ihre subjektiven Zukunftserwartungen, Ăngste
und Hoffnungen in ihre Argumentationen mit ein. Es geht schlieĂlich um Ă€uĂerst
komplexe ZusammenhÀnge mit vielen Unsicherheiten, ja vor allem mit vielen
âunknown unknownsâ, die auch nicht von Experten unstreitig einzuschĂ€tzen sind.
Dennoch â und darin liegt die besondere gesellschaftliche und politische Heraus-
forderung â muss darĂŒber, wie wir morgen mit den in unabsehbarer Menge und
VerknĂŒpfungen erhobenen und gespeicherten Daten umgehen wollen, bereits
heute eine VerstÀndigung erzielt werden. Und zwar weniger deshalb, weil es
einen zusÀtzlichen konkreten Steuerungsanspruch z. B. mittels Gesetzgebung
einzulösen gilt, sondern weil eine solche VerstÀndigung zur Legitimierung demo-
kratischer Entscheidungen ganz grundsÀtzlich notwendig ist, will man nicht in
eine vordemokratische Expertokratie verfallen. Dass solche VerstÀndigungen
immer nur von begrenzter zeitlicher Dauer sein können, gilt hier dement-
sprechend ebenfalls als gesetzt, denn schlieĂlich gibt es zu jeder Entscheidung â
sei es in der Politik, sei es in Unternehmen oder bei den BĂŒrgern und Nutzern von
Daten â immer eine Alternative. Die notwendige Folge ist eine permanente argu-
mentative Auseinandersetzung ĂŒber mögliche, bessere Alternativentscheidungen.
Es gibt wohl kaum ein Politikfeld, in dem dieses Kontingenzprinzip so deut-
lich wird wie im Falle von Big Data bzw. den damit in Verbindung stehenden
politischen und rechtlichen Lösungsangeboten. Die breite, von allen Seiten kri-
tische Diskussion um die EU-Datenschutzgrundverordnung hat dies noch ein-
mal ganz konkret vorgefĂŒhrt. Die Ăffentlichkeit ist geprĂ€gt von ErzĂ€hlungen, die
â nicht zuletzt basierend auf Alltagserfahrungen â vielstimmig sind und auf die
FĂŒlle möglicher Alternativkonzepte zum Umgang mit Massendaten aufmerksam
1.1 Big Data und Datenschutz im politischen âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207