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Burchardt (2018, S. 13), Wissenschaftler am Deutschen Forschungszentrum fĂŒr
KĂŒnstliche Intelligenz. Die erste Welle wurde durch die Digitalisierung analoger
DatentrĂ€ger (z. B. Foto, Film, Text, akustische Signale) angestoĂen, die Digitali-
sierung beschrÀnkte sich aber weitgehend auf das Speichern der Daten und ihre
Wiedergabe. Jetzt werden die Daten fĂŒr Maschinen verstehbar.
âBig Data ist nicht weniger als die dritte groĂe Welle von Innovationen, nach
dem World Wide Web Mitte der 90er Jahre und Social Media Mitte der 2000er. Big
Data ist ein Paradigmenwechsel, wie wir Informationstechnologie einsetzen.â So
beschreibt der Data Scientist Jörg Blumtritt (2015) das PhÀnomen. Datenintensive
Forschung gilt Microsoft-Analytikern als vierte wissenschaftliche Revolution und
Motor gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung, das sogenannte vierte
Paradigma (Hey et al. 2009 zitiert in Schwerk et al. 2018, S. 2). Big Data wird somit
als eine disruptive Technologie bewertet, die gravierende Auswirkungen fĂŒr viele
Branchen und gesellschaftliche Bereiche mit sich bringen wird, in einigen Branchen
wird sie ArbeitsplÀtze vernichten, gleichzeitig aber auch hohe ProduktivitÀts- und
Wohlstandssteigerungen sowie neue ArbeitsplÀtze schaffen. Die Unternehmens-
beratung McKinsey erwartet dadurch weltweit ein Wertschöpfungspotenzial von
jĂ€hrlich mehr als 3,5 Billionen Dollar (McKinsey Global Institute 2018) â das wĂ€re
in etwa so viel wie derzeit das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland.
Die FĂŒlle der zur VerfĂŒgung stehenden Daten und die FĂ€higkeit, sie zu ver-
arbeiten, verÀndern Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend. Mayer-Schönberger
und Ramge (2018) zufolge wandelt sich die Wirtschaft dadurch vom Finanz-
kapitalismus zum Datenkapitalismus. Um die Wahlhandlungen der Menschen zu
koordinieren, stehe nun nicht mehr nur eine Variable, der Preis, zur VerfĂŒgung.
An die Stelle des hĂ€ufig zu ineffizienten Lösungen fĂŒhrenden Preismechanismus
trete die Koordination mittels Daten. So erlaubten die neuen technologischen
Möglichkeiten, dass die Menschen ihre Transaktionen entlang ihrer PrÀferen-
zen, die sich in einer FĂŒlle von Daten ausdrĂŒcken, zu einem optimalen Ergebnis
zusammenfĂŒhren.
Richtig eingesetzt, könne Big Data ĂŒber eine nahezu perfekte Personali-
sierung der Kommunikation in vielen Bereichen, von Bildung ĂŒber medizini-
sche Versorgung bis hin zum Klimawandel, nachhaltige Lösungen ermöglichen
(Mayer-Schönberger und Ramge 2018, S. 12).
Man muss kein AnhÀnger utopischer oder dystopischer Science-Fiction sein, um
zu erkennen, dass wir uns möglicherweise an der Schwelle zu einer faszinierenden,
radikalen VerÀnderung in der Evolution der Menschheit befinden, wie es sie seit
einem Jahrtausend nicht mehr gegeben hat. Revolutionen dieser Art verlaufen nie-
mals reibungslos. Sie sind fast immer chaotisch, undurchsichtig und voller ethischer
FuĂangeln. (Groth et al. 2018, S. 28)
1.1 Big Data und Datenschutz im politischen âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207