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Aus E-Mails und Telefonaten lassen sich RĂŒckschlĂŒsse auf das soziale Umfeld
des Users ziehen. Es gibt inzwischen fast keine menschliche AktivitÀt mehr, die
nicht digitale Spuren hinterlÀsst. Der wichtigste Datenproduzent ist heute das
Smartphone, das dem Telefonanbieter den Aufenthaltsort verrÀt, aus dem sich
Bewegungsprofile ableiten lassen. Ein Smartphone ist heute in der Regel mit
mindestens 12 bis 15 Sensoren bestĂŒckt, etwa GPS, Barometer, Beschleunigungs-
sensor, Magnetometer fĂŒr die Himmelsrichtung, Rotationssensor, NĂ€herungs-
sensor, Helligkeitssensor. Manche verfĂŒgen auch ĂŒber ein Thermometer, einen
Feuchtigkeitssensor, einen Fingerabdrucksensor oder Gesichtserkennung. Diese
Sensoren erhöhen den Bedienungskomfort, aber lassen mittels einer App auch
leicht erkennen, ob der Besitzer des Smartphones gerade schlÀft, geht, ob und wie
er Auto fÀhrt oder in welchem Stock eines GebÀudes er sich aufhÀlt (Hajek 2018,
S. 56). Interessant ist das nicht nur fĂŒr Ăberwachungsorgane, sondern etwa auch
fĂŒr Autoversicherungen, die ihre PrĂ€mien am Fahrverhalten orientieren wollen.
Die Menschen, die nicht digital erfasst werden, sind heute schon in der
Minderheit. Weltweit nutzen rund 2,6 Mrd. Menschen ein Smartphone, 3,2 Mrd.
sind per Smartphone oder Computer in den Sozialen Medien unterwegs, vier
Milliarden nutzen das Internet. Insgesamt waren im Jahr 2016 rund 6,4 Mrd.
EndgerÀte mit dem Internet verbunden, bis 2020 soll die Zahl auf 20,8 Mrd.
anwachsen. Im Schnitt nutzt jeder Mensch heute 3,64 internetfÀhige EndgerÀte,
26,7 Apps und ist auf sieben unterschiedlichen Internetplattformen unterwegs
(Srinivasan 2018).
Die Autos von heute sind fahrbare, mit dem Internet verbundene Computer,
die Daten ĂŒber Fahrverhalten und Bewegungsprofile an die Autohersteller (und
demnÀchst vermutlich an Autoversicherungen und Anbieter von autonomem Fah-
ren) senden. Abermillionen Kunden- und Kreditkarten hinterlassen Spuren der
getÀtigten Finanztransaktionen. Sogenannte Wearables, also Sensoren, die am
Körper getragen werden, wie etwa Fitness-Tracker, ĂŒbertragen laufend medizini-
sche Daten. Ein steter Datenstrom flieĂt aus den mit dem Internet verbundenen
technischen Sensoren in HĂ€usern und Wohnungen, die der Ăberwachung und
Optimierung von Energie- und Wasserverbrauch dienen. Immer mehr Kameras
werden im öffentlichen Raum installiert, um GesetzesĂŒbertreter abzuschrecken
und mittels Gesichtserkennung identifizieren zu können.
Zu diesen von Nutzern generierten Daten kommen weitere hinzu â Stich-
wort Internet of Things. Sensoren in den Fabriken ĂŒberwachen und steuern die
Produktion, sie erfassen beispielsweise Drehzahl, Temperatur, Vibration oder
Klangmuster, um drohenden VerschleiĂ rechtzeitig zu erkennen. Sensoren im
öffentlichen Bereich weisen freie ParkplÀtze aus und helfen den Verkehr zu ver-
flĂŒssigen. SchĂ€tzungen zufolge sollen im Jahr 2030 weltweit 100 Billionen
1.1 Big Data und Datenschutz im politischen âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207