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10 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
Sensoren im Einsatz sein. Schon jetzt sind es pro Person 140. Das Zusammen-
wachsen von vier groĂen Trends â kĂŒnstliche Intelligenz, Big Data, die Ver-
breitung von Sensoren und MobilitĂ€t â schaffen eine sich selbst beschreibende
Welt, so Philip Evans (2018, S. 144) von der Boston Consulting Group.
Wer nutzt all diese Daten und worin genau besteht der Nutzen? Das zeigt bei-
spielsweise der Unterschied zwischen Amazon und einem traditionellen Einzel-
hĂ€ndler. Letzterer fragt einen Kunden direkt nach seinen WĂŒnschen, wenn der
seinen Laden betritt. Stimmen die geĂ€uĂerten KundenprĂ€ferenzen mit dem
Produktangebot des HĂ€ndlers ĂŒberein und stimmt der Preis, kommt es zum Kauf.
Amazon dagegen erfasst die PrÀferenzen der Besucher auf seiner Internetseite
nicht durch direkte Fragen, sondern es analysiert die Spuren, die ein Besucher
jedes Mal auf der Website hinterlĂ€sst, wenn er sie aufsucht: fĂŒr welche Pro-
dukte er sich interessiert, wann und wie lange er sie ansieht, welche Kunden-
bewertungen er liest und was er schlieĂlich kauft. Beim traditionellen Handel ist
der Kontakt zum Kunden immer nur punktuell und meist auf verschiedene Ver-
kÀufer verteilt und wird nicht oder nur selten systematisch ausgewertet. Ama-
zon dagegen kann aufgrund des gespeicherten kontinuierlichen Datenstroms ein
immer klareres Muster der jeweiligen persönlichen PrĂ€ferenzen und BedĂŒrfnisse
seiner Kunden erkennen. Und da Amazon mit seinem riesigen Warenangebot das
Kaufhaus-Prinzip âAlles unter einem Dachâ befolgt, lĂ€sst sich aus dem Kunden-
verhalten ein immer umfassenderes, differenzierteres Persönlichkeitsprofil
zusammenfĂŒgen.
Wer ĂŒber die Daten verfĂŒgt, hat einen Informationsvorsprung und damit einen
Wettbewerbsvorteil. Das gilt fĂŒr Amazon, Zalando, Booking.com, Netflix, Spo-
tify, Apple, Airbnb, die Produkte oder Dienstleistungen verkaufen. Das gilt aber
ebenso fĂŒr Suchmaschinen wie Google oder Yahoo und fĂŒr Soziale Netzwerke
wie Facebook oder WhatsApp, die mit diesen persönlichen Datenprofilen perso-
nalisierte WerbeplÀtze verkaufen (wie nun auch Amazon) und damit die Verlage
ihrer wichtigen traditionellen Erlösquelle berauben. Aus Sicht dieser Unter-
nehmen sind Daten eine strategische Ressource fĂŒr ihre Unternehmenspolitik in
Vertrieb und Marketing und bei der Generierung von Werbeerlösen. So urteilt der
britische Economist: Die wertvollste Ressource der Welt ist nicht lĂ€nger Ăl, son-
dern sind Daten (Economist 2017). Das disruptive Potenzial zeigt sich nicht nur
in der Verlagsbranche, wo der Zuwachs an digitaler Werbung fast ausschlieĂlich
von Google und Facebook vereinnahmt wird, sondern auch im Einzelhandel. In
den USA entfÀllt die HÀlfte des Online-Umsatzes inzwischen allein auf Amazon.
WÀhrend der stationÀre Handel stagniert oder schrumpft, boomt der E-Commerce
(Saal 2017).
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207