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Trumps Berater und zuvor Herausgeber der ultrarechten Breitbart News, damals
als VizeprĂ€sident Cambridge Analytica de facto fĂŒhrte, verlieh der Geschichte
zusÀtzliche PlausibilitÀt und Brisanz. Die Medien flogen denn auch auf sie, in den
sozialen Medien wurde sie tausendfach geteilt, zumal in den USA Storys mit Àhn-
lichem Tenor erschienen. Die Geschichte von der Manipulation der US-Wahl mit-
hilfe von Big Data und Fake-News war geboren.
Die âBildâ-Zeitung berichtete groĂ (Bild 2016). In GroĂbritannien beschrieb
ein Blogger die Methode des WĂ€hler-Targeting auf Basis psychologischer
âSchwĂ€chenâ als âOrwellianâ (Brown 2018). Die französische Internetzeitung
Mediapart titelte den Artikel von Duparc und Hourdeaux (2018): Cambridge
Analytica, die Big-Brother-Wahl von Donald Trump. Fertig war die Story, dass
âDonald Trump der sinistre Manipulator des Social Web ist und es möglich ist,
das Social Web dergestalt zu manipulieren, dass alle Nutzer nach dem Takt eines
Big Brother tanzenâ, kommentierte der Internet-Blogger Thomas KnĂŒwer (2016).
Wie groà der Einfluss von CA auf den US-Wahlkampf tatsÀchlich gewesen ist,
bleibt umstritten. Spiegel-Online schrieb dazu: âDas sagenhafte Echo, das solche
Geschichten [âŠ] im Moment erfahren, hĂ€ngt wohl auch mit dem Schock und der
allgemeinen Verunsicherung nach dem Trump-Sieg zusammen, den viele nicht fĂŒr
möglich gehalten habenâ (Reinhold und Schnack 2016). Die MitgrĂŒnderin von
âAlgorithm Watchâ, Lorena Jaume-Palasi, hĂ€lt die Cambridge-Analytica-AffĂ€re
lediglich fĂŒr die âInszenierung eines Skandalsâ (Witzeck 2018), da CA âseine
algorithmische Methode der âPsychometricsâ nie genutztâ (Witzeck 2018) habe.
Man wisse nicht, ob sie funktioniere. Die WÀhler von Trump hÀtten Fox News
gesehen und kaum soziale Medien genutzt (Witzek 2018). Im Mai 2018 stellte
CA einen Insolvenzantrag.
Dass sich die Manipulationslegende trotzdem so zÀhlebig zeigt, liegt
womöglich auch daran, dass US-PrÀsident Donald Trump nach seiner Wahl
Anlass fĂŒr Assoziationen zu George Orwells â1984â gab. Als er beispielsweise
behauptete, keine andere Vereidigung habe jemals ein so groĂes Publikum gehabt
wie seine, und ihm seine Beraterin Kellyanne Conway mit der Bemerkung bei-
stand, dies seien âalternative Faktenâ zog die Presse sofort Parallelen zu dem
âWahrheitsministeriumâ von â1984â. Der Roman selbst wurde wieder stĂ€rker
nachgefragt, auf der Bestsellerliste von Amazon sprang er auf Platz eins, der Ver-
lag druckte 75.000 Exemplare nach (Lindner 2017).
In Deutschland hat der Schriftsteller Daniel Kehlmann ein Nachwort zur Neu-
ausgabe geschrieben. Er erkenne unter Trump zwar keine totalitÀren Tendenzen
wie in Orwells â1984â, sagt Kehlmann (2017), aber er sieht âĂberscheidungenâ
etwa derart,
1.2 Von Konflikten und Kollisionen âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207