Seite - 29 - in Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Bild der Seite - 29 -
Text der Seite - 29 -
29
Dual-Use-PhÀnomen ergeben: Regierungen versuchen, dem unkontrollierten
Umgang mit personenbezogenen Daten Grenzen zu setzen, möchten aber durch-
aus selbst von Big Data profitieren, z. B. indem Daten genutzt werden, um die
richtigen âNudgesâ fĂŒr sozial gewĂŒnschtes Verhalten, von reduziertem Drogen-
konsum bis zu mehr Steuerehrlichkeit, setzen zu können. Und natĂŒrlich stellt
sich die grundlegende Frage nach der Vereinbarkeit von zwei gegenlÀufigen Inte-
ressen: Wie soll der Datenschutz in Zeiten von Big Data und kĂŒnstlicher Intelli-
genz geregelt werden, um Missbrauch persönlicher Daten und monopolistische
Strukturen zu vermeiden, ohne aber gleichzeitig die Chancen dieser Technologie
fĂŒr Wohlstand und wissenschaftlichen Fortschritt zu verbauen? Diese Paradoxien
spiegeln sich durchgÀngig im politischen Diskurs wider bzw. bestimmen dort die
Argumentationslinien.
Um diesen Paradoxien besser gerecht zu werden, mag es opportun
erscheinen, statt Big Data den Begriff KĂŒnstliche Intelligenz in den Vorder-
grund zu stellen, der vermutlich weniger angstbeladen ist und ohnehin hÀu-
fig synonym mit Big Data verwendet wird. Der Koalitionsvertrag von CDU/
CSU und SPD fĂŒr die 19. Legislaturperiode verzichtet völlig auf den Begriff
Big Data, obwohl ihr der Themenkomplex sieben AbsÀtze wert ist (Bundes-
regierung 2018). Im Masterplan der Bundesregierung unter dem Titel âEck-
punkte der Bundesregierung fĂŒr eine Strategie KĂŒnstliche Intelligenzâ
(Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung 2018) findet der Begriff Big
Data immerhin zweimal ErwĂ€hnung, von KĂŒnstlicher Intelligenz ist insgesamt
17 Mal die Rede. Allerdings zeigt diese Strategie der Diskursbeeinflussung bis-
lang noch kaum Wirkung. Schon das weiterhin vorherrschende Narrativ der
sich verselbststĂ€ndigenden Maschine, das mit dem Begriff der KĂŒnstlichen
Intelligenz verbunden ist, hat dies gezeigt.
Dementsprechend kommt die hier angestellte Medienanalyse zu dem Ergeb-
nis, dass â die direkten MedienbeitrĂ€ge von Regierungs- oder Kommissionsver-
tretern ausgeklammert â zwischen September 2017 und 2018 kaum zwischen Big
Data und KĂŒnstlicher Intelligenz differenziert wurde, wenn es um die generell
skeptische, von konfliktbeladenen Narrativen geprÀgte Diskussion geht. Den-
noch wird diese Beobachtung weiter zu ĂŒberprĂŒfen sein, denn ebenso unverkenn-
bar ist, dass mit der Verwendung des Begriffs KĂŒnstliche Intelligenz der Fokus
der Betrachtung auf die möglichen Anwendungen bzw. den Nutzen von Big Data
verschoben wird. Die Medienanalyse weist in diesem Zusammenhang einen ein-
deutigen Schwerpunkt bei den dargestellten Anwendungen aus, nÀmlich das
Themenfeld Medizin.
1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207