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KI-Unternehmen in den USA beheimatet sind, jeweils 11 % in China und Israel,
und dann folgen, mit deutlichem Abstand, GroĂbritannien, Deutschland und
Frankreich (Armbruster 2018b).
Schon wÀhrend ihrer vorherigen Amtsperiode erklÀrte Bundeskanzlerin
Angela Merkel auf einer Konferenz mit IT-Fachleuten, dass Deutschland den
Datenschutz nicht wieder so restriktiv handhaben dĂŒrfe, dass âdas Big-Data-Ma-
nagement dann doch nicht möglich wirdâ (Merkel zitiert in Beckedahl 2016).
Als Beispiel nannte sie damals das Prinzip der Datensparsamkeit, das nicht die
generelle Leitschnur sein könne fĂŒr die Entwicklung neuer Produkte. Dass nun-
mehr die Bundesregierung hier Handlungsbedarf sieht, lÀsst sich an zwei Hin-
weisen im Masterplan ablesen: Zum einen stellt die Bundesregierung in Aussicht,
gegebenenfalls den Rechtsrahmen fĂŒr die Nutzung von Daten, insbesondere die
KlÀrung der Rechtsbeziehung zwischen den Beteiligten, anzupassen. Zum ande-
ren will sie untersuchen, ob und wie gegebenenfalls der Zugang zu und die Nut-
zung von Daten sektorenspezifisch geregelt werden soll.
Mit der Ausgestaltung dieser Richtungsentscheidung betraut die Bundes-
regierung die sogenannte Datenethik-Kommission, die innerhalb eines Jahres
einen Entwicklungsrahmen fĂŒr Datenpolitik, den Umgang mit Algorithmen
und kĂŒnstlicher Intelligenz vorschlagen soll, um LegitimitĂ€t und Akzeptanz in
der Bevölkerung zu erreichen. Airbus-Chef Tom Enders graut es schon bei dem
Gedanken daran, dass Entscheidungen durch die zÀhen politischen Abstimmungs-
prozesse auf die lange Bank geschoben werden: âPolitik und Wirtschaft mĂŒssen
rasch handeln. Was wir nicht brauchen, ist ein neues âGesamtkonzeptâ und einen
Ethikrat fĂŒr KI. Stattdessen mĂŒssen wir in der Industrie experimentieren, lernen
und korrigierenâ (Enders zitiert in Schubert 2018).
Der Deutsche Ethikrat (2017) fordert seinerseits âflexible, innovationsoffene
Regelungenâ, um die Potenziale von Big Data fĂŒr die medizinische Forschung,
die klinische Anwendung und das individuelle Gesundheitsverhalten realisieren
zu können.
Unter anderem schlĂ€gt er folgende MaĂnahmen vor:
âą FĂŒr die Grundlagenforschung rechtliche Möglichkeiten zu einer umfassenden
Datennutzung ohne enge Zweckbindung (Datenspende).
âą Software-Werkzeuge (âDatenagentenâ), die die Daten nach den Vorstellungen
der Datengeber kontrollieren, auch bei der Datenweitergabe.
âą Technische Grundeinstellungen, die von vorneherein einen Schutz der Privat-
sphÀre gewÀhrleisten (privacy by design, privacy by default).
âą AufklĂ€rung der Datengeber ĂŒber die Datenakkumulation und die verwendeten
Algorithmen in einer auch fĂŒr Laien verstĂ€ndlichen Sprache.
1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote âŠ
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207