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44 1 Big Data im öffentlichen Diskurs âŠ
⹠StÀrkung der Datenschutzbeauftragten und Neujustierung ihres Aufgabenfelds
unter BerĂŒcksichtigung von Big Data.
âą EinfĂŒhrung von Treuhandmodellen fĂŒr DatenbestĂ€nde, um Interessen-
kollisionen entgegenzuwirken, auch fĂŒr internationale Datenverwender wie
Google, Facebook, Apple, Microsoft oder Amazon.
âą EinfĂŒhrung von GĂŒtesiegeln und Zertifizierungen, um Mindeststandards zu
gewÀhrleisten.
âą FrĂŒhzeitige Ausbildung der Datengeber zu mehr Kompetenz im Umgang mit
Big Data.
Bis auf den Hinweis auf die Datenschutzbeauftragten, der wie ein Relikt aus ver-
gangenen Zeiten wirkt, ist hier bereits der Paradigmenwechsel zu erkennen, um
den es geht: Anstelle eines umfassenden Regulierungsansatzes durch den Gesetz-
geber, der im Zweifelsfall BĂŒrger und Nutzer vor sich selber bzw. ihrem leicht-
fertigen Umgang mit Big Data schĂŒtzen soll, tritt ein normativer, aber flexibler
Handlungsrahmen, der sowohl fĂŒr die Nutzer als auch die Big Data-Verwender
Orientierung in einem grundsĂ€tzlich unĂŒbersichtlichen Feld gibt und im Sinne
einer Selbstverpflichtung wirkt. Im Mittelpunkt steht nicht mehr die zu kontrollie-
rende Erfassung von (bereits gesammelten) Daten, sondern deren ethisch zu ver-
tretende Verarbeitung: Die Herausforderung besteht darin zu entscheiden, wann
und wie es ethisch zu verantworten ist, Informationen zu analysieren, was in den
Daten zu suchen ist, welche Fragen an die Daten zu stellen sind, und das AusmaĂ
festzulegen, in dem Vorhersagen ĂŒber zukĂŒnftiges Geschehen und Handeln basie-
rend auf diesen Daten vernĂŒnftig sind (Mai 2016, S. 194).
Wie bereits unter dem Begriff DatensouverÀnitÀt gezeigt wurde, bleibt es bei
der Leitidee des souverÀnen, informierten und eigenverantwortlich handelnden
Datengebers bzw. Nutzers, der aber jenseits seines rechtlichen Schutzbereiches
auf vielfĂ€ltige Weise dabei unterstĂŒtzt wird, souverĂ€n mit seinen Daten umzu-
gehen. Dabei sollen ihm wiederum Algorithmen (âprivacy botsâ) helfen, wenn
dies effektiver ist, als auf das eigene Tun zu vertrauen. Aus Sicht der Datenethik
kann es aufgrund der Zwecksetzung sogar geboten sein, dass der Nutzer aktiv
seine Daten zur VerfĂŒgung stellt und sie gerade nicht verweigert. Wenn 90 % aller
UnfĂ€lle im StraĂenverkehr durch menschliches Versagen bedingt sind, wenn im
vergangenen Jahr in Deutschland allein 3177 Verkehrstote zu beklagen waren und
diese Zahlen durch autonomes Fahren drastisch reduziert werden können, dann
wÀre es im Zweifelsfall ethisch geboten, sowohl seitens des Datengebers als auch
des Datennehmers diese Option zu nutzen.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207