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vor eine hohe Skepsis gegenĂŒber einer umfassenden Datenpreisgabe und Daten-
auswertung in der sehr privaten Lebenswelt Wohnen. VerstÀrkt wird die Sorge
dadurch, dass insbesondere die datengetriebenen âBigTechsâ, die mit ihren indi-
viduellen Smart Services weltweit fĂŒhrend sind, auĂerhalb der EU in den USA
(Amazon, Apple, Facebook, Google) und China (Baidu, Alibaba, Tencent) sitzen,
wo andere, viel liberalere Datenschutzregeln gelten. Das Datenschutzklima und
der rechtlich fixierte Datenschutz dĂŒrften von daher eine gröĂere Verbreitung der
Smart Home-Technologien in Deutschland und Europa bislang bremsen (Deloitte
2018, S. 25 ff.).
AnsÀtze zur Lösung und zur Fortentwicklung von Smart Services in der
Lebenswelt Wohnen liegen in der Sicherung der Systeme und der Hoheits-
rechte ĂŒber sensible personenbezogene Daten. Gerade vernetzte Haussysteme,
die Sicherheits- und deshalb Ăberwachungssysteme beinhalten, mĂŒssen zudem
ausreichend Schutz gegen Hackerangriffe bieten und manipulationssicher sein.
Es ist unerlĂ€sslich, dass die GerĂ€te ĂŒber verschlĂŒsselte Netzwerke miteinander
kommunizieren und immer automatisch die neuesten Updates aufgespielt wer-
den, um entstehende SicherheitslĂŒcken möglichst unverzĂŒglich zu schlieĂen.
Auch die DatenĂŒbertragung nach auĂen, zum Server bzw. in die Cloud (und wie-
der zurĂŒck), muss verschlĂŒsselt und entsprechend gesichert erfolgen. Was die
Hoheitsrechte anbetrifft, ist rechtlich sicherzustellen, dass der BĂŒrger selbst als
Nutzer von Smart Services entscheidet, welche Daten von ihm und seinem Wohn-
umfeld erhoben werden und welche Teile davon er wem fĂŒr welche Zwecke zur
VerfĂŒgung stellt â aber dafĂŒr muss er auch die Möglichkeit entsprechender Wahl-
handlungen bekommen, unabhÀngig vom Hersteller der vernetzten GerÀte oder
vom Plattformbetreiber.
Herausforderungen entstehen ferner durch das Tempo, mit dem Internet-
konzerne und Start-ups datengetriebene Services auf den Markt bringen. Oftmals
können Politik und Regulierung mit dieser Geschwindigkeit nicht schritthalten
(Heide 2018). Um umfassende Smart Services in den Lebenswelten bieten zu
können, mĂŒssen das VerstĂ€ndnis aufseiten der BĂŒrger erhöht und Risiken mög-
lichst minimiert werden, um auch die Chancen zu wahren und zu realisieren. Die
Chancenwahrung wiederum steht durchaus im Widerspruch zu einem aktuell sehr
restriktiv regulierten Markt mit insbesondere sehr hohen (und anscheinenden
immer noch weiter steigenden) Datenschutzstandards, die den technologischen
Möglichkeiten der Vernetzung und der Datengenerierung, -analyse und -ĂŒber-
tragung vielfach nicht gerecht werden.
Schon heute sind zahlreiche Smart Services und innovative GeschÀftsmodelle
in der Lebenswelt Wohnen vorzufinden, die sich in den kommenden Jahren
weltweit voraussichtlich rasant weiterentwickeln und verbreiten werden. Die
2.2 Lebenswelt Wohnen
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207