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gesamthafte VerkehrsĂŒberblick, akute Gefahrensituationen zu erkennen (z. B. ein
brennendes Fahrzeug hinter einer Kurve auf der LandstraĂe), um daraus Hand-
lungsempfehlungen abzuleiten und die Sicherheit im StraĂenverkehr zu erhöhen.
Wie in anderen Lebenswelten auch, ist allerdings der Datenschutz ein res-
tringierender Faktor, der im MobilitĂ€tssektor verschiedene Aufgaben erfĂŒllen
soll. Dazu gehören der Schutz der informationellen Selbstbestimmung sowie der
PrivatsphÀre. Soweit eine Zuordnung von Daten zum polizeilichen Kennzeichen
oder der Fahrgestellnummer â bzw. letztlich zum Fahrer oder Halter selbst â
erfolgt oder ermöglicht wird, handelt es sich um personenbezogene MobilitÀts-
daten, die der Anwendung der EU-DSGVO unterliegen. Hinzu kommt, dass die
Datenaufzeichnung nicht â wie in der Lebenswelt Wohnen vorrangig der Fall â
freiwillig und im privaten, geschlossenen Umfeld erfolgt, sondern im öffentlichen
Raum stattfindet und dadurch der individuelle BĂŒrger wenig bis keine Chancen
hat, sich dieser zu entziehen. Dadurch besteht die Gefahr einer Verwendung, die
nicht nur Smart Services unterstĂŒtzt oder vor Verkehrsdelikten und Verkehrs-
unfĂ€llen schĂŒtzt, sondern auch eine umfassende Ăberwachung der BĂŒrger ermög-
licht. Sowohl Regelungen der Datenhoheit als auch des Datenschutzes sind daher
auch im öffentlichen Interesse. Die vertrauensvolle Preisgabe von Informationen
durch die Nutzer und ein adĂ€quater Schutzstandard sind daher essenziell fĂŒr die
Entwicklung und die Nutzung smarter MobilitÀtsservices.
Damit ist nicht nur der Schutz vor Datenmissbrauch gemeint â wie z. B.
dem Missbrauch von Bewegungsprofilen oder einer unter UmstÀnden unfairen
Bepreisung von Smart Services in Notlagen (GrĂŒndinger 2018, S. 3). Auch durch
Hackerangriffe auf sensible Schnittstellen zwischen der Software des Fahrzeugs
und anderen vernetzten Verkehrsteilnehmern und mobilitÀtsrelevanten Infra-
struktureinrichtungen (Ampeln, BahnĂŒbergĂ€nge, ZugbrĂŒcken, Tunnelschranken)
können erhebliche SchĂ€den angerichtet werden. AuĂerdem kann das Connected
Car ĂŒber ein Botnet11 angegriffen werden. Damit bestehen erhebliche Sicherheits-
risiken, dass Hacker die Kontrolle ĂŒber die vernetzten Fahrzeuge erlangen oder
zumindest die Fahrer die Kontrolle ĂŒber ihre Automobile verlieren. Insbesondere
wÀhrend der Fahrt hÀtte dies fatale Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit:
UnfĂ€lle könnten herbeigefĂŒhrt und der Verkehr könnte vollstĂ€ndig gestört oder
lahmgelegt werden.
11Ein Botnet oder Botnetz ist eine Gruppe automatisierter Schadprogramme, sogenannter
Bots. Die Bots laufen auf vernetzten Rechnern, deren Daten und Netzwerkanbindung ohne
EinverstĂ€ndnis des DatensouverĂ€ns zur VerfĂŒgung stehen.
2.4 Lebenswelt MobilitÀt
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207