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118 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services âŠ
Wer den Zugang und die Kontrolle ĂŒber die gesammelten MobilitĂ€tsdaten
erhĂ€lt, wird entscheidend an der Gestaltung und dem Angebot kĂŒnftiger Fort-
bewegungsmöglichkeiten mitwirken. Neben Automobilherstellern sind es
zunehmend auch neue Wettbewerber, wie Tech-Unternehmen oder Softwareent-
wickler, die ĂŒber ihre Plattformen und Apps insbesondere im Bereich Connected
Car Einblicke in Fahrzeug- und Verhaltensdaten der Nutzer erhalten (Becker und
Pawelke 2015). Die Frage, wem welche Daten gehören, ist dabei oft noch nicht
abschlieĂend beantwortet.
Allerdings ist auch eine zu enge Regulierung hinderlich. So warnen z. B.
Automobilhersteller in Deutschland und Europa vor zu starken gesetzlichen
EinschrĂ€nkungen und befĂŒrchten, dass die EuropĂ€ische Union im Gegensatz zu
LĂ€ndern wie China oder den USA zu enge Grenzen fĂŒr die Nutzung der Mobili-
tÀtsdaten setzt. Damit werden nicht nur Smart Services behindert, sondern auch
die unternehmerische WettbewerbsfÀhigkeit aufs Spiel gesetzt. Unterschiedliche
lÀnderspezifische Regelungen und divergierende Rechtsprechungen betreffen
z. B. das autonome Fahren: So ist der Fahrassistent von Tesla bislang nur in den
USA und (noch) nicht in der EU verfĂŒgbar.12 Aufgrund teilweise deutlich groĂzĂŒ-
gigerer Datenschutzrichtlinien haben Unternehmen auĂerhalb Europas insgesamt
weit gröĂere SpielrĂ€ume, datenbasierte MobilitĂ€tsdienstleistungen zu erforschen
und anzuwenden.
Innovative Smart Services, wie das autonome Fahren und Ride Sharing, wer-
den in jedem Fall kommen und sich weiter ausbreiten â ob die Angebote in den
USA, China oder Europa entwickelt werden und in welchen LĂ€ndern die Wert-
schöpfung erfolgt, ist dafĂŒr nicht maĂgeblich. Und sie werden mittelfristig auch
ganze Branchen und Arbeitswelten verÀndern. Traditionelle ArbeitsplÀtze werden
in Gefahr geraten, die durch eine intelligente und vernetzte Datenverarbeitung
sowie datengesteuerte Automatisierung ĂŒberflĂŒssig werden (Oliver Wyman 2018).
Das beste Beispiel ist der Taxifahrer, der zuerst durch Uber und Didi und in nicht
allzu ferner Zukunft durch KĂŒnstliche Intelligenz ersetzt wird. Automobile wer-
den zu Dienstleistungsorten, in die wĂ€hrend der Fahrt Nachrichten ĂŒbermittelt, in
denen bildschirmgestĂŒtzte BeratungsgesprĂ€che gefĂŒhrt und die Haare geschnitten
werden können. Autonom gelenkte Fahrzeuge von Flottenanbietern werden
zunehmend Privatwagen ersetzen, d. h. die Nachfrage nach einem eigenen Fahr-
zeug sinkt (Bratzel und Tellermann 2018, S. 13).
12In den USA hat der Kongress bereits ein Gesetz fĂŒr autonom fahrende Fahrzeuge
erlassen, in der EU sind viele Punkte noch offen.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207