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jenseits einer fĂŒr einzelne Zielgruppen gĂŒnstigeren Tarifierung und PrĂ€mienein-
stufung zu erzeugen.
Die Rolle der Versicherer Àndert sich des Weiteren durch das Car- und Rides-
haring als immer mehr aufkommende Smart Services. Damit sind zunÀchst
Herausforderungen verbunden, weil mit den Sharing-Konzepten zum einen der
Gesamtbestand zu versichernder Fahrzeuge zurĂŒckgeht und sich zum anderen die
klassischen Deckungskonzepte nicht mehr ohne Weiteres anwenden lassen. Zur
Fortbewegung mit dem Auto ist der BĂŒrger nicht mehr lĂ€nger vom Vorhandensein
eines eigenen Fahrzeugs abhÀngig. Damit sinkt die Nachfrage nach dem eigenen
Automobil und damit auch nach privaten Kfz-Versicherungen (JĂ€ckel 2017). Der
Nutzer eines Carsharing-Dienstes möchte lediglich die Möglichkeit einer fle-
xiblen MobilitĂ€t in Anspruch nehmen, wird sich darĂŒber hinaus jedoch mit dem
Fahrzeug â das er nur fĂŒr kurze Zeit nutzt â nicht weiter beschĂ€ftigen. Wichtig
sind ihm lediglich die Sicherheit, der Komfort und die Effizienz der MobilitÀt,
also die ErhĂ€ltlichkeit und FunktionstĂŒchtigkeit des Fahrzeugs, die eigene Fahr-
sicherheit sowie die Absicherung, falls doch etwas passiert ⊠und das Ganze zu
einem gĂŒnstigen Preis.
Der Versicherungsschutz muss in diesem Paket bereits enthalten sein, und
der Nutzer möchte sich fĂŒr seine flexibel und fallweise gewĂ€hlten Fahrten nicht
damit auseinandersetzen. Ein naheliegendes Szenario ist also, dass die Fahrzeuge
kĂŒnftig viel hĂ€ufiger von einem OEM oder MobilitĂ€tsanbieter und nicht vom
BĂŒrger selbst versichert werden. Die private Kfz-Versicherung dĂŒrfte damit auf
Sicht immer mehr durch Policen fĂŒr Fahrzeugflotten und Poolfahrzeuge abgelöst
werden (Thiele und Schmidt-Jochmann 2015, S. 29). Damit verÀndert sich nicht
nur die Tarifierung, sondern auch der Zugang zum Endkunden geht fĂŒr den Ver-
sicherer zunehmend verloren. Einen noch gröĂeren Einfluss auf die Kfz-Ver-
sicherung nimmt das autonome Fahren. Es ist zu erwarten, dass das Unfallrisiko
mit autonomen Fahrzeugen erheblich sinkt und einzelne Fahrzeugversicherungen
fĂŒr Privatpersonen und vermutlich auch Flottenversicherungen fĂŒr GeschĂ€fts-
kunden entbehrlich werden könnten. Ohne einen FahrzeugfĂŒhrer â und wenn das
Fahrzeug noch nicht einmal mehr ein Lenkrad aufweist, ĂŒber das in die Steue-
rung eingegriffen werden könnte â wird dem Nutzer des Fahrzeugs auch kein
Verschulden mehr fĂŒr einen Unfall zugewiesen werden können und wird folg-
lich auch kein individueller Versicherungsschutz mehr fĂŒr den Fahrzeuglenker
erforderlich sein. Die Verschiebung der Risikosituation liegt damit auf der Hand:
Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens sinkt, dafĂŒr erhöhen sich die
Schadensummen angesichts der eingesetzten Technologie und möglicher Kumul-
situationen. FĂŒr UnfĂ€lle kann kein Fahrer mehr, sondern muss der Hersteller oder
mĂŒssen Komponentenlieferanten haftbar gemacht werden.
2.4 Lebenswelt MobilitÀt
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207