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126 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services âŠ
offline) werden dem Kunden nur noch Produkte angeboten bzw. hervorgehoben
angezeigt, die fĂŒr ihn relevant sind. Tiernahrung wird nur Tierbesitzern prĂ€sen-
tiert, Vegetarier erhalten nur fleischlose RezeptvorschlĂ€ge und gegenĂŒber Aller-
gikern werden die fĂŒr sie ungeeigneten Produkte markiert. Denkbar ist auch ein
digitaler Assistent, der die Finanzen und Versicherungsbedarfe ĂŒberwacht, ana-
lysiert und sich selbststĂ€ndig um die individuell besten Lösungen kĂŒmmert.
Dies alles beschreibt eine Welt, in der sich die BĂŒrger sicherer fĂŒhlen kön-
nen, in der sie von Alltagsaufgaben entlastet sind, viele Annehmlichkeiten den
Lebenskomfort erhöhen und dabei ressourceneffizient noch Zeit und Geld gespart
werden können. Alles in allem ist die Utopie ein merklich erhöhtes Maà an Frei-
heit der Menschen, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen und WĂŒnschen zu
gestalten.
2.5.2 Dystopien: Grenzen und gesellschaftliche Risiken
Bei allen Utopien ĂŒber Nutzenpotenziale, die Big Data, Data Analytics und
die kĂŒnstliche Intelligenz mit sich bringen, stellt sich jedoch die Frage, wer
ĂŒber den Einsatz der Daten entscheidet und wer damit auch bestimmt, was
damit angefangen wird. Je nachdem ergibt sich auch ein Spannungsfeld, ob
mit den Anwendungen eine Verbesserung oder möglicherweise auch eine Ver-
schlechterung der Lebenssituation von BĂŒrgern in einer Gesellschaft verbunden
ist.
Als Ausgangsfrage ist zunĂ€chst zu erörtern, wem die Daten ĂŒber Verhaltens-
weisen und Vorlieben der Menschen gehören. Die Diskussion darĂŒber zieht
sich bereits heute durch Politik, Gesellschaft und sÀmtliche Branchen. Einigkeit
herrscht oft darĂŒber, dass die Datenhoheit bei den BĂŒrgern selbst liegen sollte,
deren VerhĂ€ltnisse und Verhaltensweisen damit reprĂ€sentiert werden. Das heiĂt,
die BĂŒrger selbst sollen individuell entscheiden und steuern können, welche
Daten wem und fĂŒr welche Zweck preisgegeben werden. Doch was bedeutet
das konkret? Und steht diese Anforderung nicht gerade im Widerspruch zu den
Potenzialen einer umfassenden, zunÀchst noch nicht zweckgebundenen Aus-
wertung durch Behörden und Anbieter verschiedener Smart Services, um neue
Anwendungsfelder ĂŒberhaupt erst zu identifizieren?
Der potenzielle Nutzen einer Datenanalyse wird naturgemÀà umso gröĂer, je
mehr Daten (Big Data) miteinander verknĂŒpft und kombiniert ausgewertet wer-
den. Voraussetzung dafĂŒr ist wiederum, dass die Daten möglichst an einer Stelle
zusammenlaufen und gepoolt werden. Dadurch bilden sich jedoch Monopolis-
ten, bei denen die Daten nicht nur erfasst, gespeichert und ausgewertet werden,
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207