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128 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services âŠ
und wie die Dienstleistungen fĂŒr ihn ausgestaltet sein mĂŒssen, wird letzten Endes
auch die MĂŒndigkeit des Konsumenten immer weiter eingeschrĂ€nkt.
Schon heute steuert auch Google Maps das Verhalten seiner Nutzer â nicht
nur durch die vorgeschlagene Reiseroute und das Angebot besonders gut pas-
sender Verkehrsmittel, sondern auch z. B. durch individuelle VorschlÀge eines
nah gelegenen Restaurants oder sonstige Dienstleistungen. Der Streaming-
dienst Netflix wertet genau aus, welche Filme sich die Nutzer zu welcher Tages-
zeit anschauen, welche Genres sie prÀferieren, an welchen Stellen abgeschaltet
wird, bis hin zur konkreten Aufmerksamkeit, die der Zuschauer einzelnen Sze-
nen schenkt. Basierend auf diesen Erkenntnissen produziert Netflix mit groĂem
Erfolg eigene Filme und Serien, die den Kunden individuell empfohlen werden.
Im Ergebnis entscheidet der Nutzer kaum noch selbst, welche Filme er sieht.
Ăhnlich zu Amazon verfĂŒgt auch das chinesische Pendant Alibaba ĂŒber
verschiedene Smart Services, wie einen Online-Markplatz und ein eigenes
Bezahlsystem (Alipay). Alibaba kombiniert dabei die Daten, die innerhalb der
verschiedenen Services gewonnen werden, und generiert daraus einen Sco-
ring-Wert. In diesem Scoring-Wert werden das Konsum- und Zahlungsverhalten
des Nutzers bewertet. Parallel lassen sich Punkte sammeln, die z. B. zum Ent-
fall der Kaution bei Anmietung eines Fahrzeugs oder einer Wohnung genutzt
werden können. DarĂŒber hinaus könn(t)en zahlreiche weitere Daten in den Sco-
ring-Wert integriert werden: der Bildungsgrad, der Beruf, das Konsum- und
Zahlungsverhalten von Familienmitgliedern, FreizeitbeschÀftigungen oder die
politische Gesinnung. Neben einem System von Belohnungen durch Entfall von
Kautionen oder z. B. vergĂŒnstigten Kreditkonditionen ist ebenso ein Bestrafungs-
system denkbar. Beispielsweise könnten Kunden von bestimmten Produkten
oder Smart Services ausgeschlossen werden, wenn sie fĂŒr das Unternehmen
einen bestimmten Mindestumsatz nicht ĂŒberschreiten oder Kerndienste nicht in
Anspruch nehmen.
Mit der Macht der Anbieter entsteht die Gefahr, dass die Nutzer manipuliert
und selbstbestimmtes Verhalten beschnitten werden. Diese Gefahr steigt mit der
immer gröĂeren Bereitschaft breiter Bevölkerungskreise, trotz aller Datenschutz-
skepsis persönliche Daten freizugeben, um gĂŒnstigere Angebote oder mehr Kom-
fort zu erhalten, und mit der Tendenz zu oligopolistischen Datenpools oder sogar
eines Datenmonopols. Schon heute verfĂŒgen nur wenige Unternehmen nahezu
monopolartig ĂŒber Ă€uĂerst groĂe DatensĂ€tze. Diese Konzentration der Daten bei
wenigen Unternehmen resultiert in einer gewaltigen Macht, die zu einer Ver-
letzung der Persönlichkeitsrechte der BĂŒrger, einem Verlust von Freiheit, Demo-
kratie und sozialen Bindungen fĂŒhren könnte.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207