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198 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! âŠ
nicht oder nur begrenzt wahr. Besorgte BĂŒrger, aber sorglose Verbraucher â
das Nutzer-Paradoxon findet auch in unserer Befragung BestÀtigung. Daten-
schutzbedenken und Sorge vor Big Data halten kaum davon ab, als nĂŒtzlich
oder notwendig empfundene Dienste in Anspruch zu nehmen, und zwar ziem-
lich unabhÀngig vom digitalen Wissen und von der Einstellung zum Daten-
schutz.
⹠Die Bevölkerung ist im Netz und das in doppeltem Sinne: Das Internet wird
intensiv und ĂŒber unterschiedlichste GerĂ€te genutzt. Zugleich sind die BĂŒrger
ĂŒber zahlreiche Dienste und GerĂ€te âim Netzâ der Dienste und hinterlassen
so umfangreiche Datenspuren. Dabei dominieren die US-amerikanischen
Internetgiganten, die zumindest bis zur Inkraftsetzung der EU-Datenschutz-
grundverordnung im Mai 2018 deutlich niedrigeren Datenschutzstandards
unterlagen als ihre deutschen Wettbewerber. Reichweite und Nutzenumfang
der globalen Player dominieren offenbar gegenĂŒber NĂ€he und Datenschutz.
Die BĂŒrger fĂŒhlen sich in hohem MaĂe ausgeliefert und nutzen trotzdem mun-
ter die âFrightful 5â.
âą Insgesamt bleibt es bei der Dichotomie der Rollen und Einstellungen, die
zu dem besagten Nutzer-Paradoxon fĂŒhren: Der Nutzer als BĂŒrger ist skep-
tisch, schutzbedĂŒrftig und kulturpessimistisch, als Verbraucher ist er sorglos,
bequem und pragmatisch. Man könnte diese Beobachtung auch positiver for-
mulieren: Das tatsĂ€chliche Verhalten der BĂŒrger im Netz orientiert sich deut-
lich stÀrker an den Chancen von Big Data als an den Risiken.
âą Dabei âhilftâ digitale Bildung, denn sie fĂŒhrt laut Gruppenvergleichen in unse-
rer Befragung dazu, dass die meisten Sorgen kleiner werden und die Chancen
insgesamt stĂ€rker in den Fokus rĂŒcken. Wenn dann noch anstelle abstrakter
Risiken und Chancen ĂŒber ganz konkrete, nutzenstiftende Anwendungsfelder
gesprochen wird, dann wandelt sich das Bild, und Big Data stöĂt in vielen
Einsatzbereichen auf hohe Akzeptanz. Das erstreckt sich auf Smart Services
aller Art bis hin zu Sicherheitsfragen, KriminalitÀtsbekÀmpfung und Verkehrs-
ĂŒberwachung.
âą Es herrscht breiter Konsens bezĂŒglich Fairness und Nachvollziehbarkeit als
Grundanforderung an datengestĂŒtzte Systeme. Dies impliziert Transparenz,
Vertrauen in (oder externe Kontrolle der) Anbieter, aber auch NeutralitÀt, Dis-
kriminierungsfreiheit, DatenqualitĂ€t und natĂŒrlich Datensicherheit. All das
sollen die agierenden Unternehmen und die Aufsichtsinstanzen gleichermaĂen
gewÀhrleisten. Dann, so diese normative Sichtweise, kann auch die Akzeptanz
von Big Data als HoffnungstrÀger steigen. Doch ganz so einfach ist es nicht.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207