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200 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! âŠ
Forschungseinrichtungen aller Art zeigen. Noch weitergehender ist der
Gedanke einer nach ethisch verantwortbaren Zwecken differenzierten Daten-
Infrastruktur, fĂŒr deren Sicherheit und QualitĂ€t dann sogar ein öffentlicher
Auftrag besteht. Bemerkenswerterweise finden solche Ideen in unserer
Umfrage eine beachtliche Zustimmung.
âą Nicht zuletzt aufgrund der Grenzen des Datenschutzkonzeptes ist es sinnvoll,
eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den ausgewogenen Umgang mit Big Data auf einem
anderen Spielfeld bzw. mit einer anderen Agenda zu suchen. Das Konzept der
Datenethik ist â insbesondere in Verbindung mit dem Open Data-Prinzip â
so ein alternatives Spielfeld. Hier geht es darum, den BĂŒrger in seiner Rolle
als Nutzer digitaler Technologien dabei zu unterstĂŒtzen, dass er seine Daten
gezielt zu den von ihm gewĂŒnschten Zwecken weitergeben kann. Der Nut-
zer ist weniger Schutzobjekt, sondern als Datengeber, Datenspender oder gar
DatenhÀndler Subjekt der Digitalisierung. Datenethik ersetzt das Datenschutz-
paradigma nicht, sondern baut auf den erreichten Schutzstandards auf und
erweitert sie um ein echtes Handlungskonzept. Es weist nicht nur den Nutzern
eine andere, nÀmlich aktive und gestaltende Rolle zu, sondern allen Akteuren
rund um Big Data. Im Mittelpunkt stehen dabei die Chancen, die sich aus Big
Data ergeben, die der Nutzer mit seinen Daten selbst aktiv unterstĂŒtzen kann.
⹠Schon jetzt lÀsst sich sagen, dass Unternehmen, deren Umgang mit von ihnen
gesammelten und genutzten Daten auf klaren ethischen HandlungsgrundsÀtzen
beruht, die Gewinner dieser Entwicklung sein werden. Unternehmen sind
nicht mehr nur zur Compliance mit den Datenschutzgesetzen aufgefordert.
Sie werden darĂŒber hinaus ethisch verpflichtet, die Chancen von Big Data
bzw. KĂŒnstlicher Intelligenz proaktiv zu nutzen, und zwar sowohl fĂŒr privat-
wirtschaftliche als auch soziale Zwecke. Corporate Digital Responsibility
lÀsst sich schon jetzt als neue Dimension einer verantwortungsvollen Unter-
nehmensfĂŒhrung ausmachen.
âą Ordnungspolitisch motivierte Konzepte, die nicht zuletzt auf die Geschichte
der âFrightful 5â Bezug nehmen, können die Vorstellung des souverĂ€n mit
seinen Daten agierenden Nutzers wirkungsvoll flankieren. Das gilt beispiels-
weise fĂŒr einen unternehmens- und branchenĂŒbergreifenden Datenaustausch
(Daten-Sharing), zu dem Daten-Oligopole ggf. gezwungen werden kön-
nen. Wettbewerb der Algorithmen statt Oligopol der Datenkraken â diese
Geschichte scheint auch fĂŒr die Bevölkerung interessant zu sein. Kartellrecht-
liche MaĂnahmen werden ausdrĂŒcklich begrĂŒĂt, aber auch der Ansatz eines
verbindlichen Daten-Sharings könnte zukĂŒnftig ĂŒberzeugen.
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Titel
- Die Big-Data-Debatte
- Untertitel
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Autoren
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Verlag
- Springer Gabler
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Abmessungen
- 15.3 x 21.6 cm
- Seiten
- 220
- Schlagwörter
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Kategorie
- Informatik
Inhaltsverzeichnis
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207