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Ein kurzer Blick auf das Geschlecht der Schaunberg x (I)
zeigt, dass sie einst zu den mächtigsten und reichsten Geschlechtern gehörten, welche im Land ob der Enns
ansässig waren. Sie besaßen einen reichsfreien Herrschaftssprengel, wurden Reichsgrafen, 1249
reichsunmittelbar, vom LandesfĂĽrsten unabhängig, unterstanden somit direkt dem Kaiser und ReĂch, hatten
gewaltigen Besitz - ua das Donautal von Passau bis Linz, den größten Teil des späteren Hausruckviertels, die
Hften Kammer, Frankenburg, Kogel im Attergau, Neuhaus, 2154
zeitweilig Waxenberg im MĂĽhlviertel (inkl. Hagen),
Güter auf der linken Seite des Inn, auch im Lande unter der Enns, in der Steiermark und in Kärnten, teils als
Eigentum, Lehen oder Pfandschaft. BezĂĽglich ihres weitgehend geschlossenen Gebietes waren bereits Begriffe
wie „Schaunberger Ländl“ und „districtus“, „terra nostra“ entstanden. Sie hatten in ihrem gleichsam
abgekapselten Areal volle Jurisdiktionsrechte inne, die sie vm von den Grafen von Formbach, welche sie beerbt
hatten, übernahmen, genossen als Hochfreie eine natürliche Immunität, eine aus eigenem Recht auszuübende
Hochgerichtsbarkeit, hatten erbliche Hofämter wie Truchsess und Erbmarschall in Österreich und Steyr inne. Auf
der mächtig ausgebauten Burg Schaunberg führten sie eine prächtige Hofhaltung mit zahlreichen Dienstmannen.
2155
Heinrich III. von Schaunberg sprach 1289 bereits von seinem Herrschaftsgebiet als „terra nostra“, wie es die
Herzöge vÖ für das Land Österreich taten. „Land“ wurde dabei als ein Gebiet verstanden, in dem sich eine
begrenzte Anzahl von rechtlich ziemlich gleichgestellten Landleuten zu gemeinsamem Handeln in
Rechtsprechung und Verteidigung zusammenfand, und in dem ein gemeinsames Landrecht herrschte. 2156
Da sie Neid und Missgunst, auch bei den österreichischen Herzögen, erweckten, eskalierte 1379 der Zwist:
1380 eröffnete der Landeshauptmann Reinprecht II. vWE im Auftrage und auf Seiten des Landesfürsten die
sogenannte „Schaunberger Fehde“. In dieser unterlagen die Schaunberger schlussendlich der gemeinsamen,
geballten Macht von LandesfĂĽrst und Wallseer Hauptmann, welche sowohl das Schaunberger Land als auch die
Stadt Eferding eroberten. Die Schaunberger sahen sich 1383 gezwungen, die Lehenshoheit der österreichischen
Herzöge anzuerkennen, ihnen einen Teil des Besitzes zu verkaufen und dem Bistum Passau die bis dahin
verpfändeten Burgen und Herrschaften (ua Rannariedl, Riedegg) zurückzugeben. 2157
Dies fĂĽhrte zur erheblichen
Schwächung ihrer Macht und Bedeutung.
Laut Siebmacher/StĂĽlz ist die direkte Abstammung der Schaunberg von den edelfreien, mit den Grafen von
Dornberg (s.o) nahe versippten Herrn von Julbach (Jugelbach) zur historischen Gewissheit geworden. 2158
Durch die Heirat Wernhards IV. vSchaunberg mit  Hedwig vGriesbach Waxenberg gelangte die Hft
Waxenberg (inkl. Hagen) an die Schaunberger. Nach dem Aussterben der Babenberger,
1246, und unter Ottokar vBöhmen, wurde Wernhard als Lehenträger von Waxenberg
bestätigt. Hzg Albrecht I. vHabsburg forderte 1291 die Herausgabe Waxenbergs, zumal die
zu jenem Zeitpunkt dort aufscheinenden Schaunberger nicht direkte Erben der Hedwig und
ihres Gemahls waren, welche keine männlichen Nachkommen hatten.2159 In der Folge war
ab 1. Jänner 1292 bis zu seinem Tode am 3. November 1297 Hadmar vStorchenperg
Lehensinhaber der den Schaunbergern von Hzg Albrecht I. abgenommenen Hft Waxenberg
(noch inkl. Hagen), welche danach, 1298, als Lehen an die Herren vWallsee gelangte.
Hagen war ihnen als Allod überlassen worden: „shvn For Des dreyzent hvndert iar Seye
Der de Waldse vff ayn frayn hoff genant zwe Den hakn vfgeseßn“. 2160
2154
Ecker, Naturdenkmäler im Oberen Mühlviertel, 118f: Die Raubritter der Burg Neuhaus sollen den
Donauverkehr bei UntermĂĽhl durch eine Kette abgesperrt, die Schiffe der Kaufleute ausgeraubt haben. Kaufleute
aus Regensburg hätten sich um 1380 beim Landesfürsten beklagt, dass die Schaunberger auf Neuhaus bei der
Kette eine ungebührlich hohe Maut einheben würden. Auch vom Hagen soll es eine „vergessene Sage“ mit dem
überlieferten Hinweis des „Raubritters“ Amran (Urfahrwänd/Donau, 12. Jh) gegeben haben. Reder Walter und
Erna, Heine Juliana, Mitter Rudolf, PI 16. Februar 2000; Lernstoff Heimatkunde.
2155
Weltin, Hauptmannschaft odE, 49ff.
2156
Haider, Schaunberger OĂ–, 15.
2157
Haider, Gesch. OĂ–s, 112, 120. Neweklowsky, BurgengrĂĽnder, 138. Schicht, Waldenfels, 106f. Veit, Hochstift,
251: Rannariedl sei sicher als bischöfliches Bollwerk gegen das Witigonische Falkenstein errichtet worden.
2158
Siebmacher, Bd 27, 324.
2159
Haider, Gesch. OĂ–s, 48. Ortmayr/Decker, Benediktinerstift Seitenstetten, 47. Handel-Mazzetti, Schleunz, 46,
erwog ob Hedwig dem Herzog (Leopold der Glorreiche, gest. 28. Juli 1230 zu San Germano in Apulien) unterstellt
gewesen sein könnte. Mw wurde sie vor seiner Reise mit Wernher verheiratet.
2160
Burgstaller, PI 16. März 1998, laut persönlich eingesehener Chronikvorlage/Urkundenliste im SA Hagen
(OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 3) und Info Weingärtners. Ströbinger PI 29. März 1997, wörtlich
festgehaltene Notiz, Abschrift aus dem Clam´schen Schulbuch via KR Pruscha. OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As
fol. 32: Hadmars Wappen samt Schriftband „Steyr-Storchenperg“ befand sich an der Wappenwand der
Schlosskapelle Hagen, zeitlich exakt in der entsprechenden Reihung der Besitzerwappen. Vgl Schwerdling,
Starhemberg, 35. Zu 1298 (auch Sindelburg betr) s.u., Wallsee x.
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Adelsgeschlechter Hagen
- Title
- Adelsgeschlechter Hagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Austria-Forum
- Location
- Linz
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 406
- Keywords
- Oberösterreich, Linz
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorbemerkungen 1
- Die Herren Sunelburg und ihr Wappen 7
- Die Stammburg der Herren Sunelburg 16
- Stammtafel der Edlen Sunelburg 21
- Das Auftreten der Sunelburger in Urkunden 22
- Hohold (Irmingard PĂĽrten) 22
- Reginhard privignus 26
- Reginhard (I.) 28
- Walchun Sunelburg-Lungau 29
- Reginhard (II.) 30
- Elisabeth 31
- Beatrix 32
- Konrad (Benedicta von Haunsperg ) 37
- Beiträge zu mit den Edlen Sunelburg versippten Adelsgeschlechtern, den Sta 45
- Grafen Dornberg x - Lungau 46
- Dietmar I. (Irmingard vPĂĽrten ) 47
- Wolfram I. 49
- Hugo 49
- Dietmar II. 50
- Wolfram III. 54
- Edelfreien vAmerang - Schleunz 59
- Pabo 64
- Pabo I. Amerang-Schleunz (Elisabeth Sunelburg ) 65
- Pabo II. vAmerang-Schleunz (Anzbach, Elisabeth Waxenberg ) 68
- Otto I. Schleunz (Kunigunde Lengenbach/Velburg-Clam, Kunigunde Mern/Mähren)….………… 74
- Hochfreien Perg/Machland / Clam 83
- Walchun III. Machland-Lungau 85
- Hartlieb 87
- Otto II. (Kloster Erla ) 88
- Walchun IV. (Beatrix Sunelburg ) 94
- Grafen Bergtheim/Velburg -Clam 98
- Hermann (Adelheid Machland-Clam) 99
- Otto (Elisabeth Schleunz) 102
- Ulrich (Kunigunde Lengenbach) 105
- Stammtafel der Hochfreien Haunsperg 108
- Hochfreie Haunsperg 109
- Besitzungen der Hochfreien Haunsperg 114
- Linz/Donau -Haunsperger 119
- Meginhard I. 131
- Friedrich I. 132
- Benedicta (Schönhering , Sunelburg , Wilhering ) 134
- Luitgard (Erchenbert Moosbach ) 134
- Gottschalk I. (Otilia Wilhering) 138
- Friedrich III. de Lincz 140
- Ulrich I. (Adelheid von Au) 141
- Gottschalk II. 145
- Hinweise auf Elisabeth und Adelheid Haunsperg 152
- Stammtafel der Schönhering-Plankenberg 154
- Edlen Schönhering - Plankenberg 155
- Pernhart I. 160
- Engelbert I. Schönhering (Benedicta Haunsperg ) 162
- Engelbert II. Schönhering-Plankenberg (Kunigunde) 166
- Verbindung mit den Herrn Rosenberg/Witigonen (Witigo) 176
- Stammtafel der Rosenberg 176