Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Page - 129 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 129 - in Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft

Image of the Page - 129 -

Image of the Page - 129 - in Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft

Text of the Page - 129 -

129 Nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern auch Behörden und staatliche Einrichtungen können die Daten und Informationen ĂŒber ihre BĂŒrger miss- brauchen. Die Sozialkreditberichte, wie sie aktuell in China bereits getestet wer- den, sind ein Beispiel dafĂŒr. Hier ist es der Staat, der Daten sammelt, wer sich wohin bewegt hat, mit welchem Verkehrsmittel, wer dabei zu schnell gefahren ist oder bei Rot die Straße ĂŒberquert hat. Übersetzt wird das ebenfalls in einen Punktestand (‚Social Scoring‘), der bei der Vergabe von Jobs herangezogen wird, die Festlegung von Kreditkonditionen bestimmen und auf Dating-Platt- formen angegeben werden kann. Zudem kommen Konzepte in Betracht, die BĂŒr- ger bei unerwĂŒnschtem Verhalten zu bestrafen, indem ihnen z. B. der Kauf von LuxusgĂŒtern oder Auslandsaufenthalte verboten werden. Aber wie erfolgt die Bewertung der Daten und damit die Übersetzung in ein Punktesystem? WĂ€hrend dies bei VerkehrsverstĂ¶ĂŸen noch relativ objektiv möglich ist, wird es schwie- rig, wenn auch andere Datenquellen herangezogen und ausgewertet werden – z. B. wer wie lange das Licht anhat, wer sich mit wem getroffen, welche Filme geschaut, welche Produkte gekauft, an welchen Veranstaltungen teilgenommen oder welche Partei gewĂ€hlt hat. Auch daran könnten wieder Belohnungs- aber auch Bestrafungssysteme geknĂŒpft werden. So könnten z. B. das Anmieten einer Wohnung, der Zugang zu Verkehrsmitteln, bestimmte Sozialleistungen usw. ein- geschrĂ€nkt oder gĂ€nzlich unterbunden werden. Die informationelle Überwachung und digitale Bevormundung können im Zuge von Big Data und Data Analytics zu einer starken Einflussnahme auf die Gesellschaft und zu einer Verschiebung ihrer Strukturen fĂŒhren (Bendel 2018b). Es drohen der ‚GlĂ€serne BĂŒrger‘, d. h. der Verlust von PrivatsphĂ€re und die. Manipulation von Denken und Handeln der Menschen mittels gezielter Anreiz- und Bestrafungsmechanismen. Alles in allem ist die Dystopie ein merklich eingeschrĂ€nktes Maß an Freiheit. der Menschen, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen und WĂŒnschen zu gestalten.18 18Daneben besteht bei jedem vernetzten und datenbasierten System das Risiko von Fehlern, Hackerangriffen und Datendiebstahl. So wurde z. B. in China ein auf einem Bus angebrachtes Werbegesicht vom System als FußgĂ€nger wahrgenommen, und die betreffende Person wurde in der Folge beschuldigt, eine rote FußgĂ€ngerampel ĂŒberquert zu haben. Die Konsequenz war eine Aufforderung zur Strafzahlung. Was in diesem Fall eher humorvoll zu nehmen ist und ohne schwerwiegende Folgen blieb, kann grundsĂ€tzlich fĂŒr den BĂŒrger gravierende Auswirkungen haben, wenn datenbasierte Systeme auf Basis nicht mehr nachvollziehbarer Algorithmen automatisierte Folgehandlungen einleiten. Dar- ĂŒber hinaus können Hackerangriffe einzelne Anwendungen oder ganze Systeme lahmlegen. 2.5 Utopien und Dystopien
back to the  book Die Big-Data-Debatte - Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft"
Die Big-Data-Debatte Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Title
Die Big-Data-Debatte
Subtitle
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
Authors
Susanne Knorre
Horst MĂŒller-Peters
Publisher
Springer Gabler
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-658-27258-6
Size
15.3 x 21.6 cm
Pages
220
Keywords
Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
Category
Informatik

Table of contents

  1. 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
    1. 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
      1. 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Überlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
      2. 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
      3. 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
      4. 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
    2. 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
      1. 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: ‚Big Brother‘ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
      2. 1.2.2 ‚Big Brother‘ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
      3. 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
      4. 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
      5. 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
      6. 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
      7. 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der ‚Frightful 5‘ 26
    3. 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
      1. 1.3.1 Datenschutz im Fokus der Gesetzgebung: Rechtliche Regelungen fĂŒr den Umgang mit personenbezogenen Daten 30
      2. 1.3.2 Kritik von allen Seiten: Daten- und VerbraucherschĂŒtzer versus Innovationstreiber 32
    4. 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
      1. 1.4.1 Von rationaler Ignoranz und anderen Paradoxien: Nutzerverhalten jenseits der Idealtypen 36
        1. 1.4.2 Vom Datenschutz zur DatensouverÀnitÀt: Mit persönlichen Daten eigenverantwortlich umgehen 40
    5. 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
    6. 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
      1. 1.6.1 Propositionen: Wie der öffentliche Diskurs zu Nutzen und Schutz von Daten des souverĂ€nen BĂŒrgers gestaltet werden kann 50
  2. Literatur 55
  3. 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
    1. 2.1 Grundlagen zum Konzept der Lebenswelten 63
      1. 2.1.1 Begriff der Lebenswelten 63
      2. 2.1.2 TatsĂ€chliche Lebenswelten aus Sicht von BĂŒrgern 64
      3. 2.1.3 Big Data und Data Analytics in den Lebenswelten 66
      4. 2.1.4 Smart Services und GeschÀftsmodellentwicklungen in zentralen Lebenswelten 69
    2. 2.2 Lebenswelt Wohnen 73
      1. 2.2.1 Smart Services im Überblick 73
      2. 2.2.2 AusgewÀhlte GeschÀftsmodelle innerhalb der Smart Services 77
      3. 2.2.3 Spannungsfeld Datennutzung und Datenschutz 82
      4. 2.2.4 Rolle der Versicherer 86
    3. 2.3 Lebenswelt Gesundheit 90
      1. 2.3.1 Smart Services im Überblick 90
      2. 2.3.2 AusgewÀhlte GeschÀftsmodelle innerhalb der Smart Services 94
      3. 2.3.3 Spannungsfeld Datennutzung und Datenschutz 100
      4. 2.3.4 Rolle der Versicherer 102
    4. 2.4 Lebenswelt MobilitÀt 105
      1. 2.4.1 Smart Services im Überblick 105
      2. 2.4.2 AusgewÀhlte GeschÀftsmodelle innerhalb der Smart Services 109
      3. 2.4.3 Spannungsfeld Datennutzung und Datenschutz 115
      4. 2.4.4 Rolle der Versicherer 119
    5. 2.5 Utopien und Dystopien 123
      1. 2.5.1 Utopien: Möglichkeiten und gesellschaftlicher Nutzen 123
      2. 2.5.2 Dystopien: Grenzen und gesellschaftliche Risiken . . . . . . . 126 Literatur 130
  4. 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
    1. 3.1 Einleitung 137
    2. 3.2 Datenwissen 140
    3. 3.3 Handlungsfreiheit 143
    4. 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (‚Wollen‘) 146
      1. 3.4.1 FolgeabschÀtzungen 146
      2. 3.4.2 Bewertung von Anwendungsfeldern 154
      3. 3.4.3 Einstellungen zu Datenschutz und Technologien 158
    5. 3.5 Verhalten (‚Handeln‘) 160
      1. 3.5.1 Umfang der Online-Nutzung 160
      2. 3.5.2 Selbst- und FremdeinschÀtzung 162
      3. 3.5.3 Maßnahmen zum Datenschutz 163
    6. 3.6 Datenpolitik und Datenethik (‚Neue Paradigmen‘) 169
      1. 3.6.1 Datenpolitik aus Sicht der Bevölkerung 169
      2. 3.6.2 Fairness als Mindestanforderung an Big Data 170
      3. 3.6.3 Bewertung von Paradigmen in der Datenpolitik 172
      4. 3.6.4 ‚Rohstoff‘ Daten 175
    7. 3.7 Alte und neue Narrative 176
    8. 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
      1. 3.8.1 Anwendungsfelder von Big Data 179
      2. 3.8.2 Akzeptanz neuer Rollen 180
    9. 3.9 Fazit 187
      1. 3.9.1 Wissen – Können – Wollen – Handeln 187
      2. 3.9.2 Neue Paradigmen fĂŒr Politik, Wirtschaft und Gesellschaft? 189
      3. 3.9.3 Rollenwandel fĂŒr die Versicherungswirtschaft? 190
      4. 3.9.4 Conclusio 191
  5. Literatur 191
  6. 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
    1. 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Überblick 196
    2. 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
  7. Die Ergebnisse im Überblick 201
  8. Anhang 207
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Big-Data-Debatte