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Vernetzung ĂŒbernehmen kann, dann ist vor allem ĂŒber folgende Rollenbilder
nachzudenken (siehe auch Kap. 2):
1. âRetterâ oder âSchadenmanagerâ: Ist ein Schaden eingetreten, tritt neben den
eigentlichen finanziellen Schadenausgleich immer mehr das âManagementâ
des Schadens, also z. B. die UnterstĂŒtzung bei oder auch weitgehende Organi-
sation von Reparaturen oder medizinischen Therapien. Mit zunehmender Ver-
netzung ergeben sich hier weitergehende Möglichkeiten, sowohl die SchÀden
zu erkennen als auch die MaĂnahmen zu koordinieren und zu begleiten.
2. âCoachâ oder âSchadenverhĂŒterâ: Ebenso ermöglichen Vernetzung und die
Analyse groĂer DatenbestĂ€nde den Versicherern zunehmend, schon vorab
mögliche Risiken zu erkennen und durch AufklÀrung, Verhaltensfeedbacks
oder konkrete PrĂ€ventionsmaĂnahmen zu minimieren. AufklĂ€rung und Feed-
back erfolgt beispielsweise im Rahmen von telematischen Kfz-Policen oder
im Kontext des Vitality-Programms der Generali Versicherung. Weitere PrÀ-
ventionsmaĂnahmen sind zum Beispiel die Installation von Sensoren im
Haushalt, regelmĂ€Ăige Gesundheitschecks oder auch ein laufendes Gesund-
heitsmonitoring per Smartwatch oder Fitness-Tracker.
3. âKontrolleurâ oder âMotivatorâ: Wenn Risiken gemessen und erkannt werden,
dann ist auch eine unmittelbare Einflussnahme auf das Verhalten des Ver-
sicherungsnehmers durch positive oder negative Sanktionen nicht mehr weit.
Dies kann zum Beispiel ĂŒber die Bepreisung erfolgen (wie in Kfz-Telematik-
Tarifen oder im âVitality-Modellâ der Generali Versicherung bereits gegeben),
aber auch in weitergehenden konkreten Handlungsvorschriften oder Verboten,
welche wiederum durch Sensoren und Vernetzung ĂŒberprĂŒft werden können.
Die Befragten zeigen sich den neuen Rollen gegenĂŒber differenziert, aber viel-
fach durchaus aufgeschlossen (siehe Tab. 3.23, 3.24 und 3.25). Inwieweit eine
Rolle im Einzelfall befĂŒrwortet oder zumindest akzeptiert wird, hĂ€ngt dabei
mehr von der konkreten Ausgestaltung des Beispiels als von der Rolle selbst
ab. So findet die gewĂ€hlte Beschreibung des SchadenverhĂŒters ausgerechnet im
Kfz-Beispiel, in dem die Vernetzung faktisch ja schon weit fortgeschritten ist, die
geringste Akzeptanz, im deutlich sensibleren Gesundheitsbereich dagegen die
höchste. Ăhnlich verhĂ€lt es sich mit der Rolle des Schadenmanagers, wĂ€hrend
Kontrolle und Sanktionen in der Autoversicherung den meisten Zuspruch
erfahren.
Analog zeigt sich auch kein eindeutiger Unterschied bezĂŒglich der drei
Lebenswelten: Die erweiterten Rollen finden in MobilitÀt, Gesundheit und Woh-
nen ungefÀhr in gleichem Ausmaà Akzeptanz, wobei die Zustimmung im Bereich
3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft
Die Big-Data-Debatte
Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Title
- Die Big-Data-Debatte
- Subtitle
- Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft
- Authors
- Susanne Knorre
- Horst MĂŒller-Peters
- Publisher
- Springer Gabler
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-658-27258-6
- Size
- 15.3 x 21.6 cm
- Pages
- 220
- Keywords
- Economics, Management science, Economic policy, Motivation research (Marketing), Insurance
- Category
- Informatik
Table of contents
- 1 Big Data im öffentlichen Diskurs: Hindernisse und Lösungsangebote fĂŒr eine VerstĂ€ndigung ĂŒber den Umgang mit Massendaten 1
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- 1.1.1 Nutzen und Schutz von Daten: Ăberlegungen zur Analyse eines politischen Diskurses 2
- 1.1.2 Big Data, KĂŒnstliche Intelligenz und Algorithmen: Begriffe und Konzepte in der Diskussion 4
- 1.1.3 Arten, Herkunft und Nutzer von Daten: AnnÀherung an eine Dual-Use Technologie 7
- 1.1.4 Diffuses Bild: Was bislang ĂŒber die öffentliche EinschĂ€tzung von Datennutzung erhoben wurde 12
- 1.2 Von Konflikten und Kollisionen: Big Data als Gegenstand öffentlicher Narrationen 15
- 1.2.1 Ein Narrativ wird entdeckt: âBig Brotherâ in der Kampagne gegen die VolkszĂ€hlung 1983 16
- 1.2.2 âBig Brotherâ reloaded: Die ErzĂ€hlung von Edward Snowden 18
- 1.2.3 Die Manipulation: Die ErzÀhlung von der Beeinflussung des US-Wahlkampfs 2016 20
- 1.2.4 Spione im Kinderzimmer: Die ErzÀhlung vom Verlust der PrivatsphÀre 22
- 1.2.5 Die Apokalypse: Die ErzÀhlung vom digitaltotalitÀren Staat 23
- 1.2.6 Die VerselbststÀndigung der Maschine: Die ErzÀhlung vom unkontrollierbaren Auto 25
- 1.2.7 Die globale Gier: Die ErzĂ€hlung von der Weltherrschaft der âFrightful 5â 26
- 1.3 Nutzen und Schutz von Daten des BĂŒrgers im politischen Diskurs 28
- 1.4 Vom Heldenbild des rationalen, souverÀnen Nutzers: Narrationen im politischen Diskurs 35
- 1.5 Datenethik als neues Paradigma? Handlungsangebote jenseits der Regulierung 42
- 1.6 Ordnungspolitik und Big Data: Den fairen Zugang sichern 46
- 1.1 Big Data und Datenschutz im politischen Diskurs: EinfĂŒhrung und Bestandsaufnahme 1
- Literatur 55
- 2 Big Data, Data Analytics und Smart Services rund um Wohnen, Gesundheit und MobilitĂ€t: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger in privaten Lebenswelten 63
- 3 Big Data: Chancen und Risiken aus Sicht der BĂŒrger 137
- 3.1 Einleitung 137
- 3.2 Datenwissen 140
- 3.3 Handlungsfreiheit 143
- 3.4 FolgeabschĂ€tzungen, Bewertung von Anwendungsfeldern und Einstellungen zu Datenschutz und Technologie (âWollenâ) 146
- 3.5 Verhalten (âHandelnâ) 160
- 3.6 Datenpolitik und Datenethik (âNeue Paradigmenâ) 169
- 3.7 Alte und neue Narrative 176
- 3.8 Neue Rollen am Beispiel der Versicherungswirtschaft 179
- 3.9 Fazit 187
- Literatur 191
- 4 Big Data: BĂŒrgerschreck und HoffnungstrĂ€ger! Zusammenfassung und Fazit 195
- 4.1 Zur Gestaltung des öffentlichen Diskurses ĂŒber Chancen und Risiken von Big Data: Die Ergebnisse im Ăberblick 196
- 4.2 Zum Nutzen von Big Data in konkreten Lebenswelten:
- Die Ergebnisse im Ăberblick 201
- Anhang 207