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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Das Ius Primarium Precum 59 Tatsächlich führen selbst die drei im 18. Jahrhundert erschienenen Abhandlungen zum Ius primariarum213 lediglich spätmittelalterliche Beispiele für die Ausübung des Rechtes an: Jenichen verwies neben dem genannten Diplom Eleonores von Portugal von 1459 auf solche von ihr aus den Jahren 1463 und 1464 sowie auf ein undatiertes Diplom von Kai- serin Anna von Schweidnitz aus dem 14. Jahrhundert und eines von Bianca Maria Sforza aus dem Jahr 1495214. Deinlein kannte diese nicht alle, zählte aber noch eines von Kaise- rin Elisabeth von Kärnten aus dem Jahr 1299 auf, während Runde die Preces der Anna von Schweidnitz auf 1369 datierte und eine von Bianca Maria Sforza aus dem Jahr 1494 ergänzte215. Auch er stellte freilich abschließend fest, dass seit der Regierungszeit Maxi- milians I. keine Kaiserin das Recht wahrgenommen habe, indem sie ein entsprechendes Diplom ausstellte. Insofern war der etwa bei Strauch formulierte Einwand nicht von der Hand zu weisen, konnte doch selbst geschriebenes Recht bei Nichtanwendung in der Frü- hen Neuzeit noch seine Geltung verlieren216. Eine stichprobenartige Überprüfung der recht umfangreichen Überlieferung zu den Primae Preces in den Beständen „Reichshofrat“ bzw. „Reichskanzlei“ des Wiener Archi- ves217 bestätigt im Übrigen den Befund der Studien Jenichens, Deinleins und Rundes: Unter den Hunderten von Ansuchen um Preces bzw. Panisbriefe aus der Frühen Neu- zeit findet sich kein einziges, das an die Kaiserin gerichtet oder von dieser weitergeleitet worden wäre. Sowohl Frauen wie Männer, die Derartiges erbaten, wendeten sich offenbar direkt an den Kaiser. Durch diesen Befund kann nicht ausgeschlossen werden, dass es auch Anfragen an die Kaiserinnen gab, da deren Briefarchive nicht überliefert sind, in denen möglicherweise derartige Schreiben erkennbar gewesen wären. Die wenigen größeren Bruchstücke von Korrespondenzarchiven von Kaiserinnen, die derzeit verfügbar sind218, deuten allerdings eher nicht darauf hin. 213 Deinlein, De jure primariarum precum; Jenichen, Abhandlung von dem Recht der ersten Bitte; Runde, Commentationis de … iure primariarum precum. Zu Runde https://www.deutsche-bio- graphie.de/sfz77373.html#indexcontent [30.12.2020]. 214 Jenichen, Abhandlung von dem Recht der ersten Bitte, 12–22. 215 Deinlein, De jure primariarum precum, 34; Runde, Commentationis de … iure primariarum precum, 7–14, 23–27. Zu Rundes Ergänzungen siehe HHStA, Reichshofrat, Gratialia et Feudalia, Primae Preces 23 (1494 Bianca Maria Sforza) bzw. 22 (1369 Elisabeth). Ein weiteres Beispiel siehe NLAH, Cal. Br. 22, Nr. 1092 (1501). 216 Oestmann, Rechtsvielfalt, 116. 217 Zum Bestand siehe Benna, Preses Primariae. Geprüft wurden: HHStA, Reichshofrat, Gratialia et Feudalia, Primae Preces 3, 21, 22, 23, 27; ebenda, RK, Reichsakten in specie 64, 65 a und b. 218 HHStA, Hausarchiv, Nachlass Khevenhüller, Karton 1 und 2; ebenda, Familienkorrespondenz A 32/3, Register, und A 33. Im Briefwechsel zwischen Kaiserin-Witwe Elisabeth Christine und ihrem Vetter Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel wird 1746 zwar eine Bitte der Kaiserin wegen einer Stelle im Stift Gandersheim erwähnt, aber ohne Bezug auf das Jus primariarum, siehe NLAW, 1 Alt 24 Nr. 277, fol. 55r–57v, 63r/v, 65r–66r, 259r–260r. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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