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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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104 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit tag163 von 1530/31? Oder war das angesichts der Reformation an Akzeptanz verlierende und zu Konflikten Anlass gebende Ritual von Salbung und Krönung selbst ausschlaggebend? Isabella von Portugal, als Gemahlin Karls V. natürlich zwischen 1526 und 1539 rechtlich ge- sehen Kaiserin, hat dagegen den Boden des Heiligen Römischen Reiches nie betreten und konnte schon deshalb nicht gekrönt werden. Das Ritual der Kaiserkrönung hatte im 16. Jahrhundert im Kontext der Reformation und der damit verbundenen konfessionell-politischen Entwicklung im Reich eine Modi- fizierung und Bedeutungsveränderung durchlaufen, auf die Winfried Dotzauer schon vor etlichen Jahren hingewiesen hat164. Am Ende stand eine Konsolidierung des Rituals in Bezug auf das Heilige Römische Reich bei gleichzeitigem Einflussverlust des Papstes als Konsekrator, die sich in der Krönung Maximilians II. im Jahr 1562 manifestierte. Wahr- scheinlich ist auch darin der Grund dafür zu suchen, dass Maximilians Gemahlin Maria de Austria, die 1562 in Frankfurt am Main weilte165, nicht ebenfalls gekrönt wurde: Als strikt katholisch bekannt und als Tochter Karls V. im Verständnis der Kurfürsten wohl politisch belastet, wäre ihre Krönung vermutlich eine Herausforderung gewesen, in zeremoniell-ri- tuellem wie in konfessionell-politischem Sinne, die Ferdinand I. und Maximilian II. nicht riskieren wollten. Maria wurde in den Königreichen der Habsburger, in Böhmen und Ungarn, gekrönt166, nicht jedoch im Reich. In der anschließenden Herrschaftszeit ihres Sohnes Rudolf II. stellte sich die Frage einer Kaiserinnenkrönung nicht, weil er unver- heiratet blieb. So stand man 1612, anlässlich der Wahl und Krönung Matthias‘, vor einer neuen Si- tuation durch dessen Ehe, die Anwesenheit seiner Gemahlin in Frankfurt am Main und die politische Konstellation am Ende der reichspolitisch eher desaströsen Herrschaftszeit Rudolfs II. Schon in dessen letzten Regierungsjahren hatten die Kurfürsten angesichts der weitgehenden Handlungsunfähigkeit des Kaisers wachsende Aktivität und zunehmendes Selbstbewusstsein entwickelt, das sich auch im Interregnum vor der Wahl König Mat- thias‘ als Kompromisskandidat gezeigt hatte167. Dass sich protestantische und katholische Königswähler am Ende auf ihn einigten, war nicht zuletzt seiner schwachen Position im Reich geschuldet, die durch den Umstand, dass er den Kurfürsten ein freies Wahlrecht zusichern musste168, deutlich dokumentiert ist. Matthias hatte zwar mit der Wahl und Krö- 163 Sie war wegen ihrer Schwangerschaft in den Erblanden geblieben, siehe Rudolph, Krönung, 312. 164 Dotzauer, Thronerhebung, 13; Stollberg-Rilinger, Die Puppe Karls des Großen, 49–51. 165 Edelmayer et al., Krönungen; Rudolph, Reich als Ereignis, 160–164, 267f., 288, 551. 166 Siehe etwa die gedruckten Beschreibungen: Warhafftige Beschreibung …, Frankfurt am Main 1562; Kurtze vnnd Warhaffte beschreibung …, Straßburg 1563. Außerdem: Bak/Pálffy, Crown, 97. 167 Gotthard, Säulen des Reiches, 705f.; Press, Kriege und Krisen, 167–174, 185. 168 Schmidt, Reiter der Apokalypse, 123; Press, Kriege und Krisen, 184f. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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