Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 135 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 135 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Image of the Page - 135 -

Image of the Page - 135 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Text of the Page - 135 -

1690: Zeremonialkonflikte 135 Maßgeblich für die Vorbereitung des Ablaufes war auch 1690 wieder die kaiserliche Seite; die Hofkonferenz285, also die engsten Räte des Kaisers, und die von dieser entwickel- ten, detaillierten Pläne. Dabei lassen die in Wien überlieferten Schriftstücke klar erkennen, dass es in der Hauptsache der Zug zur bzw. von der Kirche und die Regelungen für das Krönungsmahl waren, die erhebliche Aufmerksamkeit fanden, während die Ritualsequenz in der Kirche selbst kaum zur Diskussion stand286. Zu Beginn wurde der 16. Januar 1690 als Termin kommuniziert; wirklich stattgefunden hat sie allerdings erst am 19. Januar287 und dass dies so war, hat mit der offensichtlich intensiven Beteiligung der anwesenden Kurfürsten an der Vorbereitung zu tun, auf die oben schon eingegangen wurde. Deutlicher als in den vorangegangenen Fällen nahm das kurfürstliche Kollegium zu einzelnen Fragen des Ablaufes der Krönung Stellung, die in einem von der kaiserlichen Seite vorgelegten „Projectum ceremoniarum“ zusammengefasst worden waren. Das reichspolitisch gute Klima zwischen Kaiser und Kurfürsten hielt letztere nicht davon ab, deutlich Position zu beziehen in der Debatte um die in diesem „Projectum“ zusammengefasste lange Liste von zeremoniellen Verhandlungspunkten. Anwesend waren bei der Krönung neben den Kurfürsten von Mainz, Köln, Trier, Bay- ern und der Pfalz zahlreiche weitere Reichsfürsten wie der Markgraf von Baden-Durlach, der Erbschenk von Limpurg, der Herzog von Braunschweig-Hannover, Prinz Louis von Württemberg, der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Fürst von Nassau sowie mindes- tens 22 Reichsgrafen – darunter zahlreiche Mitglieder der Familie Fugger – und mindes- tens 36 Reichsgräfinnen. Von letzteren zogen es jedoch die meisten vor, nicht am Zug zur Kirche teilzunehmen, sondern der Krönung der Kaiserin nur in der Kirche beizuwohnen. Da es sich bei den Fehlenden mehrheitlich um unverheiratete Frauen handelte, darf man dies wohl als Konsequenz der 1653 gefallenen Entscheidung bezüglich der Präzedenz im Gefolge der Kaiserin ansehen. Immerhin nahmen 14 Damen am Krönungszug teil; unter ihnen fünf Gräfinnen der Familie Fugger, drei des Hauses Oettingen und die Gemah- lin des Reichserbmarschalls von Pappenheim288. Außerdem waren mit dem Fürstbischof von Brixen, den Fürstäbten von Fulda und Kempten sowie den Weihbischöfen von Augs- burg und Freising mehrere geistliche Reichsfürsten anwesend, zu denen noch neun Äbte reichsunmittelbarer Stifter sowie sieben weitere Äbte kamen289. Wie die Kurfürstinnen von 285 Zu den Räten des Kaisers siehe Sienell, Geheime Konferenz, bes. 410f. 286 Z. B. HHStA, ÄZA 16/2, unpag.; ebenda, ZP 4, fol. 456v–469r. 287 Obwohl das kaiserliche Dekret an den Kurfürsten von Mainz ebenso wie dessen Einladungsde- kret an die anwesenden Reichsfürsten den 18. Januar als Datum ausweist, siehe Moser, Teutsches Staats-Recht, 175f. 288 HHStA, ÄZA 16/2, unpag.; ebenda, ZP 4, fol. 490r. 289 HHStA, ÄZA 16/2, unpag.; ebenda, ZP 4, fol. 487r–490r. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
back to the  book Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie"
Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Kaiserin