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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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152 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit zwei Erbämter ihren Dienst bei der gerade gekrönten Kaiserin wahr, während 1690 nur der Erbschenk von Limpurg Erwähnung fand350. Dies entsprach einer Aussage des Kur- fürstenrates, der in Augsburg ausdrücklich darauf verwiesen hatte, dass „bey crönung einer Kayserin die reichs erbämter allein bey dem actu solenni ihre function gethan [hätten], bey der taffel aber solches nicht, sondern nur die hoffambter verrichtet, ausser allein, das der Schenkh von Limburg sein dienst versehen, so solle solches wider in obacht genohmen werden.“351 Wie so oft entsprach das keineswegs dem Gebrauch früherer Krönungen, aber Kaiser Leopold I. hielt es offensichtlich für richtig, hier den Kurfürsten zu folgen. Im Jahr 1742 stellte sich die Problemlage anders dar. Reichserbschenk war mittlerweile ein Graf von Althann, der es aber als habsburgischer Parteigänger vorzog, nicht in Frank- furt anwesend zu sein. Von den Reichserbämtern war neben dem Reichserbmarschall von Pappenheim nur der Erbtruchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach vor Ort; dieser hatte sich jedoch bei der Krönung Karls VII. den Unwillen der kurfürstlichen Vertreter zugezogen, weil er seinen Dienst dabei wegen eines Konfliktes mit dem Kurfürstenrat verweigerte352, weshalb man fürchtete, dass er eine Amtswaltung bei der Kaiserinnenkrönung „ohnfehlbar dahin ausdeüten würde, daß andurch das churfürstl. collegium, welches ihme dieses bey des Keysers crönung am 12n dieses verweigert, ihme gleichsam offentliche satisfaction ge- bete“. Man gestattete ihm deshalb zwar insofern seines Amtes zu walten, als er den Reichs- apfel in die Kirche trug und bei der Tafel gemeinsam mit anderen Reichsgrafen Speisen für die kaiserliche Tafel auftrug; er durfte jedoch nicht bei der Tafel bedienen. Mit dem Grafen Maximilian Franz von Tattenbach war es vielmehr ein bayerisch-kaiserlicher Amtsträger, der dem Kaiser das Getränk reichte, bei der Kaiserin amtierte ihr Obersthofmeister Graf Arco353, während Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt für das Kaiserpaar vorschnitt. Im Vergleich zu früheren Krönungen waren damit mehrere Zeichen, die den Rang des Ereignisses signalisierten, in Verlust geraten – sei es aufgrund des politischen Umfeldes, sei es aufgrund der krankheitsbedingten Schwächung des Kaisers, sei es aufgrund eines um- fassenderen Bedeutungsverlustes zeremonieller Inszenierungen des Reiches354. Die hier ge- wählte Überschrift „Abgesang“ soll aber keineswegs nahelegen, dass es 1742 schon absehbar gewesen wäre, dass es sich um die letzte Krönung einer Kaiserin handeln würde. Dagegen spricht schon die große Mühe, die der Fürstabt von Fulda aufwandte, sein Mitkrönungs- recht schließlich doch noch erfolgreich durchzusetzen. Als sich 1745 die Wahl des nächsten Kaisers – Franz Stephan von Lothringen – abzeichnete, wurden in der Mainzer Kanzlei um- 350 HHStA, ZP 1, S. 330–331; ZP 4, fol. 483v. 351 HHStA, MEA WuK 33, fol. 305v. 352 HHStA, RK, WuK 43, unpag. (19.02.1742). 353 Vollständiges Diarium, 16f.; HStAD, Geheimer Rat Loc. 03120/13, unpag. 354 Stollberg-Rilinger, Des Kaisers Kleider, 296f., 313f.; Carl, Schwerfälligen Andenkens, 78f. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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