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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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246 Handlungsfelder regierender Fürsten. Im Falle der habsburgischen Kaiserinnen resultierten daraus spezifi- sche Verbindungen zur spanischen bzw. zur Tiroler Linie des Hauses sowie zu italienischen (Gonzaga) bzw. zu Dynastien des Reiches (Wittelsbacher, Welfen). Von zentraler Bedeu- tung in Hinblick auf die Handlungsmöglichkeiten ist es zudem, das Herrscherpaar der Frühen Neuzeit stets als Arbeitspaar4 zu denken, in dem beide Teile Aufgaben bei der Rea- lisierung dynastischer Herrschaft wahrnahmen. Das Spektrum legitimer, durch die Zuge- hörigkeit zum Herrschaftsstand und die Position als Ehefrau abgesicherter Herrschafts- rechte einer Fürstin umfasste in diesem Rahmen etwa Repräsentation über Zeremoniell und Fest, Mitwirkung bei der Ausgestaltung materieller Kultur und des höfischen Lebens inklusive Weisungsbefugnissen gegenüber Amtsträgerinnen, Amtsträgern und Dienstper- sonal sowie ihre Rolle als Vermittlerin fürstlicher Gnade. Sie hatte zudem Verpflichtungen gegenüber den Untertanen, wie etwa karitatives Wirken, die Unterstützung von Geistlich- keit und Kirche, aber auch das Gebet und geistliche Fürbitten. Die Ausübung institutionell abgesicherter Herrschaft über Verwaltung und Militär oder Rechtsprechung dagegen oblag in erster Linie dem Fürsten, ebenso wie die äußere Politik. Allerdings war die Mitwirkung der fürstlichen Gemahlin oder Mutter in diesen Bereichen keineswegs völlig ausgeschlossen, wie etwa ihre Rolle bei der Pflege von Beziehungen zu anderen Dynastien, nicht nur zur eigenen Herkunftsfamilie, zeigt. Dabei spielten Ehe- stiftungen oft eine große Rolle, aber auch über Korrespondenzen und die Einbeziehung in diplomatische Netzwerke konnte sie in politische Kontexte eingebunden sein bis hin zur Funktion als politische Beraterin5 des Ehemannes oder Sohnes. Und schließlich ist daran zu erinnern, dass Fürstinnen immer wieder stellvertretend Herrschaft auszuüben hatten, und zwar nicht nur als vormundschaftliche Regentin, sondern ebenso im Falle von Ab- wesenheit, Krankheit oder Regierungsunfähigkeit des Fürsten6; ein Umstand, der noch immer wenig reflektiert wird. Festzuhalten bleibt, dass Handlungsspielräume fürstlicher Frauen in einem komplexen Spannungsfeld zwischen normativen Vorstellungen, rechtlichen Rahmenbedingungen so- wie konkreten politischen und kulturellen Konstellationen eine jeweils sehr individuelle Ausprägung fanden. Eine zentrale Handlungsbedingung blieb stets die eigene dynastische Position, sowohl im Sinne des Ranges der Herkunftsfamilie wie auch und gerade im Ver- 4 Fößel, Königin, 385; Wunder, Herrschaft; Arenfeld, Political Role, 103–106. 5 Siehe dazu auch die Überlegungen in Matheson-Pollock/Paul/Fletcher, Queenship and Counsel. Auch die Kaiserin wurde in der Krönung als Ratgeberin des Kaisers thematisiert: Ponti- ficale Romanum 1595, 171. 6 Untersucht für das Reich sind bislang eher Regentschaften für unmündige Söhne (Puppel, Regen- tin), siehe aber auch Nolte, Der kranke Fürst; Ortlieb, Fürstin, 188f.; Wunder, Regierende Fürs- tinnen, 44; Drexl, Weiberfeinde, 329–342. Mittelalterliche Beispiele: Fößel, Königin, 347–372. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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