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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Audienzen beim Reichstag 253 dienzen der Kaiserin genaueste Aufmerksamkeit gewidmet wurde33. Die Kaiserin saß stets auf einem Sessel mit Rücken- und Seitenlehnen, bezogen mit Goldbrokat, der sich unter einem Baldachin befand. Der Kurfürstin stand zwar der gleiche Stuhl zu, aber nur mit rotem Samt bezogen. Die unverheirateten Prinzessinnen Sophie und Elisabeth von der Pfalz dagegen hatten Anspruch auf rot gepolsterte Sessel ohne Seitenlehnen, die noch dazu nur von kaiserlichen Kämmerern zum Niedersitzen herangerückt wurden. Diese Zuord- nung signalisierte deutlich den Vorrang der Kaiserin, aber ebenso den hohen Stand der Kurfürstin. Den Stellenwert der Sitzmöbel unterstreicht im konkreten Fall nicht zuletzt, dass Sophie von der Pfalz, die 1658 Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg ge- heiratet hatte, sich noch 1680 in ihren Memoiren darüber äußerte34. Und es waren eben die Sitzmöbel – die der Kaiserin, ihrer Schwägerin Charlotte von der Pfalz sowie die für sie selbst und ihre Schwester –, die sie ausdrücklich erwähnte; ebenso wie sie vermerkte, dass die Kaiserin als Zeichen zeremonieller Ehrerweisung der Kurfürstin entgegenging. Nur einen Tag nach der Kurfürstin hatte 1653 in Regensburg Herzogin Anna von Würt- temberg, Gemahlin Herzog Eberhards III., Audienz, auch sie begleitet von mehreren weib- lichen Verwandten35. Allerdings erfolgte diese ungewöhnlicherweise erst zwei Wochen nach der des Herzogs – üblich war es, dass die Audienz der Fürstin relativ zeitnah der des Fürsten folgte. Der Grund dafür lag darin, dass der Herzog einen aus seiner Sicht gravie- renden Rangkonflikt monierte, da das Zeremoniell vorsah, dass die Obersthofmeisterin der Kaiserin bei dieser Audienz vor seiner Tochter, Schwester und Tante in den Raum gehen würde, diesen also rangmäßig übergeordnet wäre. Dies wurde schließlich vermie- den, indem die Obersthofmeisterin, Gräfin Maria Elisabeth von Wagensperg, der Audienz fernblieb – so verfuhr man auch bei einer öffentlich in Anwesenheit des Kaiserpaares und der herzoglichen Familie gehaltenen Komödie im Februar 165336. Die Württembergerinnen empfing die Kaiserin unter einem Baldachin stehend, ging ih- nen also nicht entgegen; sie nahm wieder auf einem mit Goldbrokat bezogenen Lehnsessel Platz, sobald die Damen das Zimmer betreten hatten. Die Herzogin erhielt einen mit ro- tem Samt bezogenen Sessel ohne Armlehnen; die anderen Damen saßen ihr zur linken Seite auf etwas niedrigeren Sesseln, aber ebenfalls mit Rückenlehne. Diese Audienz diente dann als Vorlage für die späteren Visiten von Pfalzgräfin Marie Eleonore von Simmern und ihrer Tochter Elisabeth Marie, ebenso für die Audienzen für Markgräfin Magdalena von Baden- 33 Nur knapp dazu Rohr, Ceremoniel-Wissenschaft, 362. 34 Trauschke, Memoiren, 43f. 35 HHStA, ZP 1, S. 109–112, 15.01.1653: Begleitet wurde sie von ihrer Tochter (vermutl. Sophie Luise), einer der drei unverheirateten Schwestern des Herzogs und seiner verwitweten Tante Anna Eleo- nora von Württemberg-Mömpelgard. 36 HHStA, ZP 1, S. 130–134, 24.02.1653. Siehe vorn S. 127. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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