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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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264 Handlungsfelder bei ihr vorgesprochen hatten. Dazu gehörten etwa Kurfürst Joseph Clemens von Köln, Kurfürst Friedrich von Brandenburg, Johann Philipp von Greiffenclau, Bischof von Würz- burg, und Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels, aber auch Kurfürstin Christiane Eberhardine von Sachsen und Herzogin-Witwe Magdalena Sybille von Württemberg. Keineswegs alle dieser Audienzen von Kaiserinnen für Gesandte reichsfürstlicher Häu- ser waren auf Zeremoniell und gute Korrespondenz beschränkt, wobei diese als Elemente innerreichischer Kommunikationszusammenhänge in keiner Weise zu unterschätzen sind. So berichtete etwa der schon erwähnte hannoversche Gesandte Huldenberg 1713 nicht nur von der ungewöhnlich langen Dauer seiner Audienz bei Kaiserin-Witwe Amalie Wilhel- mine, sondern auch vom Inhalt des Gesprächs81: Sie habe ihm ausführlich über die wenige Tage vorher geschehene Deklaration zur Erbfolge im Haus Habsburg – heute als Pragma- tische Sanktion bekannt – berichtet und einen Brief, den sie in dieser Sache an den Kaiser gerichtet hatte, ebenso ausführlich mit ihm diskutiert. Im Jahr 1723 reiste Wolf Siegmund von Jaxtheim als Gesandter des Fürsten Albrecht Ernst II. von Oettingen-Oettingen nach Wien und erhielt dort bereits nach wenigen Tagen eine Audienz bei Kaiserin Elisabeth Christine, in der er ihr die Wünsche und Interessen seines Fürsten vortragen konnte82. Dabei ging es um die Regelung der Nachfolge des kin- derlosen Fürsten, der mit der Mutter der Kaiserin verwandt war. Und 1735 referierte der braunschweigische Gesandte Ludwig Hans von der Asseburg in einem Bericht ausführ- lich, welche Positionen Kaiserin Elisabeth Christine in Hinblick auf die Erbfolge im Haus Braunschweig-Wolfenbüttel in einer Audienz geäußert habe83. Zumindest Gesandte ver- wandter reichsfürstlicher Häuser konnten somit Zugang zur Kaiserin erlangen, dynastisch- politische Fragen mit dieser besprechen und auf Unterstützung oder Informationen hoffen. Es gab also Konstellationen, in denen die Audienz bei einer Kaiserin zum Vortrag konkre- ter Anliegen genutzt werden konnte, und dies gilt mit Sicherheit auch für einige der Reichs- fürsten und Reichsfürstinnen, die oben aufgezählt wurden. Die Beweggründe, insbeson- dere für Reisen von Fürstinnen nach Wien, sind dabei derzeit nicht immer erkennbar, und bei mancher der genannten Damen wie etwa der oben erwähnten Markgräfin von Baden handelte es sich schlicht um die Gemahlin eines kaiserlichen Militärs auf der Durchreise. Aber in mehreren Fällen ist sicher, dass es dynastische Angelegenheiten waren, in denen die 81 NLAH, Cal. Br. 24, Nr. 4339, fol. 36r–37v, 22.04.1713; siehe auch ebenda, Cal. Br. 11, Nr. 1355, fol. 12r/v, 15.09.1703, Amalie Wilhelmine an Georg Ludwig: Die Kaiserin verwies hier ausdrücklich auf ihre mündliche Erklärung gegenüber dem hannoverschen Gesandten Bodo von Oberg in dessen Abschiedsaudienz. 82 NLAW, 1 Alt 23 Nr. 388, fol. 42r–45v, 4.05.1723. Huldeberg hatte stets freien Zutritt zur Kaiserin, siehe Schnath, Geschichte Hannovers, Bd. 3, 408. 83 NLAW, 82 Alt Nr. 7, Bd. 8, fol. 222r–227r, 1735. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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