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Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 265 eine oder andere Fürstin Unterstützung bei Kaiser und Kaiserin suchte. Dies gilt etwa für die Herzoginnen von Liegnitz bzw. von Württemberg 1674 bzw. 1707 und wahrscheinlich auch für Christine Charlotte von Ostfriesland. Durch die persönliche Anwesenheit in Wien hoffte man auf die Beförderung der eigenen Angelegenheiten, und dazu gehörte zweifellos eine Audienz bei der Kaiserin, die als Fürsprecherin bei Amtsträgern wie beim Kaiser selbst dienen konnte. Auf diese Rolle als Fürbitterin wird gleich noch zurückzukommen sein. Unbekannt bleibt, in welchem Ausmaß niederrangige Diplomaten wie Residenten84 am kaiserlichen Hof, Adlige aus dem Reich oder andere Personen die Kaiserinnen direkt ansprechen konnten. Sicher erhielten sie keine zeremoniell ausgeformten Audienzen, aber es ist davon auszugehen, dass sie gelegentlich die Ansprechbarkeit des Kaiserpaares im öf- fentlichen Raum85 für Gespräche oder Suppliken nutzen konnten – die zahlreichen Be- suche bei geistlichen Einrichtungen und Ausfahrten zur Messe oder zu Jagden schufen Gelegenheiten dazu sowohl in der kaiserlichen Residenz Wien wie bei Reisen im Heiligen Römischen Reich. Auf verschiedenen Ebenen waren die Kaiserinnen damit in ein zeremoniell ausgestalte- tes System kaiserlicher Repräsentation über Audienzen eingebunden. Der Reichstag von 1653/54 erlangte auch in dieser Hinsicht für die Ausgestaltung des innerreichischen Zere- moniells langfristige Wirkung. Dieses erfasste selbstverständlich die Damen und Herren des kaiserlichen Hofes, vor allem aber bei Aufenthalten im Reich doch eine nicht unerheb- liche Zahl von Personen reichsfürstlichen Standes. Deren Erscheinen in Frankfurt, Re- gensburg, Augsburg oder Wien zeigt eine auch in der Frühen Neuzeit anhaltende Attrak- tion des kaiserlichen Hofes als Hof des Reiches und damit als ein verbindendes Element der Glieder des Reiches mit dem Kaiser. Die Kaiserin spielte dabei im System höfischer Audienzen eine signifikante Rolle, ob- wohl die erste Visite jedes Reichsfürsten wie jedes Gesandten dem Kaiser zu gelten hatte. Meist jedoch wurde in direktem Anschluss, zumindest aber in direktem zeitlichen Konnex ebenso die Kaiserin aufgesucht. Dass deren Audienzen und Geschenke als Zeichen von Wertschätzung der kaiserlichen Seite verstanden wurden, zeigten vor allem die Notizen des Fürsten von Anhalt-Bernburg. Derartige Visiten schufen die Voraussetzung für weiteres Erscheinen bei Hofe, was in besonderem Maße für Damen reichsfürstlichen Standes ent- scheidend war, die ausschließlich von der Kaiserin empfangen wurden. Damit deutet sich wie schon für die Krönungen auch hinsichtlich der Audienzen bei den Kaiserinnen an, dass ihnen eine spezifische Rolle für die Einbindung von Fürstinnen in den Zusammen- hang des Reiches zukam. 84 Krischer, Souveränität, 32; Auer, Diplomatisches Zeremoniell, 36, 43. 85 Hengerer, Kaiserhof, 252. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und Kurfürsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. Fürbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die Begründung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. Abkürzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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