Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
Page - 282 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 282 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Image of the Page - 282 -

Image of the Page - 282 - in Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie

Text of the Page - 282 -

282 Handlungsfelder habe151. Auch für die verwitwete Freiin Julia Ernestine von Eberswein, geb. Wied, bat sie den Kurfürsten um Unterstützung wegen Ansprüchen auf die Grafschaft Wied, die die Freiin trotz eines Reichshofratsentscheides, der im Schreiben der Kaiserin ausdrücklich als rechtens bezeichnet wird, nicht habe erhalten können152. Dem Rat von Aachen, von dem die Kaiserin ihrerseits später Unterstützung für die unbeschuhten Karmelitinnen und die Dominikanerinnen durch Steuerbefreiungen erbat, stand sie 1697 in einer Schuldforde- rung gegen den Kurfürsten von der Pfalz bei153. Die Verbindungen zu ihren fürstlichen Brüdern erweiterten dabei die Handlungsspiel- räume der Kaiserin sichtlich, sie waren jedoch keinesfalls allein ausschlaggebend dafür. Fürsprachen von Kaiserinnen in Rechtsgeschäften etwa lassen sich auch sonst nachwei- sen, beispielsweise für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Akten des kaiserlichen Reichshofrates. So wendete sich 1624 ein Vertreter des Halberstädter Domkapitels an Kaiserin Eleonora Gonzaga mit der Bitte um Unterstützung in einem Konflikt mit dem Franziskanerkonvent der Stadt, und im gleichen Jahr stellte sie einen Schutzbrief aus für die Zisterzienserinnen in Sankt Jakob und Burchardi in Halberstadt154. In einer Streitsa- che zwischen dem Bischof von Speyer, der Gemeinde Odenheim und dem Stift Bruchsal wendeten sich Vertreter der Gemeinde unter anderem an Kaiserin Anna von Tirol we- gen einer Fürsprache, und in den 1630er Jahren erbat Sara Mülach aus dem Stift Salzburg in einem Rechtsstreit mit dem Syndikus der Stadt Salzburg den Beistand von Kaiserin Maria Anna155. Die Vorstellung vom Kaiser als gerechtem Richter bzw. Schiedsrichter, die in breiten Bevölkerungskreisen noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts156 relevant war, konnte bei der Kaiserin als Frau keine Rolle spielen – nicht als Richterin wurde sie angesprochen, aber als Instanz, die Einfluss auf diesen nehmen und somit den Gang der Entscheidungen beeinflussen konnte. Im Falle von Kaiserin Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg traten unter den Ad- ressatinnen und Adressaten von Fürbitten der Kaiserin etwa 20 Personen wiederholt (mit mehr als einem Anliegen in den Jahren zwischen 1697 und 1705) in Erscheinung. Knapp die Hälfte aller Interventionen gingen dabei an eng verwandte Fürstinnen und Fürsten inner- halb wie außerhalb des Heiligen Römischen Reiches: an die Herzogin von Parma und die Königin von Spanien, beide Schwestern der Kaiserin, beziehungsweise – deutlich seltener 151 HHStA, Familienkorrespondenz A 32/3, Register, fol. 53r–54r. 152 HHStA, Familienkorrespondenz A 32/3, Register, fol. 10r–11r. 153 HHStA, Familienkorrespondenz A 32/3, Register, fol. 19r–20r, 19.11.1697, 168v–169r, 10.07.1702, 192v–193r, 24.10.1703. 154 Sellert, Akten, Serie II: Antiqua, Bd. 1, Nr. 142 (S. 123), Nr. 162 (S. 135). 155 Sellert, Akten, Serie I: Alte Prager Akten, Bd. 3, Nr. 3361 (S. 636–642); Nr. 3189 (S. 541–543). 156 Noël, Reichsbewusstsein, [19]f. https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
back to the  book Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie"
Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Ăśberblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die Erzämter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂĽrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Ăśberblick 160
  29. Eigenständige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Ăśberlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. GruĂźbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂĽrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂĽrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂĽndung der Regentschaft 300
  56. Zum Selbstverständnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂĽrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Kaiserin