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Historische Aufzeichnungen
Die Kaiserin - Reich, Ritual und Dynastie
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298 Handlungsfelder sondern „nur“ zwei Töchter aus der Ehe mit Amalie Wilhelmine von Braunschweig-LĂŒne- burg. Damit war sein jĂŒngerer Bruder Karl der einzige Erbe – dieser beanspruchte aber seit 1703 als Karl III. den spanischen Thron und war auf der iberischen Halbinsel in langwierige militĂ€rische Auseinandersetzungen verstrickt. Es war absehbar, dass Karl sein Erbe nicht umgehend wĂŒrde antreten können. Sowohl die außenpolitische Konstellation – militĂ€rische Auseinandersetzungen am Rhein und in Norditalien im Kontext des Spanischen Erbfolge- krieges; Bedrohungen durch die Osmanen und Schweden im Norden und SĂŒden – wie der noch nicht ganz beigelegte Aufstand im Königreich Ungarn224 erforderten jedoch im FrĂŒh- jahr 1711 dringend HandlungsfĂ€higkeit. Selbst die innere Verwaltung der Erblande wĂŒrde sich kaum aufrechterhalten lassen, wenn jede einzelne Entscheidung erst brieflich in Spanien angefordert und dann auf wochenlangem Postweg nach Wien ĂŒbermittelt werden mĂŒsste225. Allerdings: Es stand eben kein mĂ€nnlicher Habsburger zur VerfĂŒgung, der eine Interims- regierung hĂ€tte fĂŒhren können. Angesichts der politischen Lage und der Notwendigkeit, in dieser dynastischen Krisensituation HandlungsfĂ€higkeit zu demonstrieren und sowohl nach innen wie nach außen Sicherheit und KontinuitĂ€t zu signalisieren, entschieden sich die Wiener AmtstrĂ€ger noch am Todestag Josephs I. zu einem in Wien bislang nie dagewesenen Schritt: Sie forderten Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, die Mutter Josephs und Karls, auf, die Regentschaft der Erblande inklusive der böhmischen LĂ€nder und Ungarns zu ĂŒbernehmen. Im Heiligen Römischen Reich dagegen trat entsprechend der Goldenen Bulle ein Reichsvikariat in Kraft226, bei dem die KurfĂŒrsten von der Pfalz und von Sachsen quasi geschĂ€ftsfĂŒhrend tĂ€tig wurden. Nun hatte es im 16. und 17. Jahrhundert schon einige Habsburgerinnen gegeben, die als Regentinnen in Erscheinung getreten waren – allerdings vorrangig in den Niederlanden, also in einem der habsburgischen „NebenlĂ€nder“227. In Tirol hatte zwischen 1632 und 1646 Claudia de‘ Medici die Regentschaft fĂŒr ihren unmĂŒndigen Sohn gefĂŒhrt, wĂ€hrend man 1590 in Innerösterreich Erzherzogin Maria die Regentschaft unter Hinweis auf die zahl- reich zur VerfĂŒgung stehenden Erzherzöge verwehrt hatte228. Generell war das Instrument 224 Als Überblick: Schnettger, Erbfolgekrieg; Vocelka, Glanz und Untergang, 87–93, 144–154. 225 Zu Übermittlungsdauer und Verlusten von Korrespondenz mit Spanien siehe etwa HHStA, Staa- tenabteilungen, Spanien, Hofkorrespondenz 13, Fasz. 1, fol. 129r/v, 167r/v; Fasz. 2, fol. 119r–120v; Fasz. 3, fol. 101r, 23.09.1711, Wien; Arneth, EigenhĂ€ndige Correspondenz, 189. 226 Turba, Pragmatische Sanktion, Bd. 1, 129; Arneth, EigenhĂ€ndige Correspondenz, 144; Hermkes, Reichsvikariat, zu 1711 dort 69–77. 227 Libert, Dames de pouvoir; van Wyhe, Isabella Clara; im 18. Jahrhundert dann Eleonoras Tochter Maria Elisabeth, siehe Hertel, Maria Elisabeth. 228 Weiss, Claudia de‘ Medici, 137–188; Keller, Erzherzogin Maria, 113–120. FĂŒr Innerösterreich ver- wies ein Gutachten ausdrĂŒcklich darauf, dass weibliche Regentschaften nicht ĂŒblich seien: „Ist bei disem löblichen Hauß [Österreich] nicht gebreuchig unnd in etlichen Hundert Jaren nie erhört https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0 © BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
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Die Kaiserin Reich, Ritual und Dynastie
Title
Die Kaiserin
Subtitle
Reich, Ritual und Dynastie
Author
Katrin Keller
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21338-3
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
430
Keywords
Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Kaiserin und Reich: Einleitung 9
  2. An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
  3. Überblick 22
  4. Wie wird man Kaiserin? 29
  5. Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
  6. Die Majestas-Debatte 36
  7. Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
  8. Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
  9. Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
  10. Die ErzÀmter 53
  11. Das Ius Primariarum Precum 58
  12. Schluss 62
  13. Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der FrĂŒhen Neuzeit 65
  14. Der rituelle Ablauf 68
  15. Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
  16. Der Ablauf der Krönung 71
  17. Ritual und Geschlecht 82
  18. Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
  19. Kaiser und KurfĂŒrsten 87
  20. 1612: Der Neuanfang 103
  21. 1630: Die Verlegenheitslösung 110
  22. 1637: Kaiserin und Königin 114
  23. 1653: Kompetenzen und PrÀzedenzen 122
  24. 1690: Zeremonialkonflikte 133
  25. 1742: Abgesang? 142
  26. Schluss 153
  27. Kaiserinnen in den Medien 157
  28. Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
  29. EigenstÀndige Publikationen 161
  30. Chronikwerke 171
  31. Zeitungen 178
  32. Die Krönung als Medienereignis 181
  33. Medienformen 183
  34. Die Krönungsbeschreibungen 191
  35. Texte und Bilder 200
  36. Die mediale PrÀsenz der Krönungen im Vergleich 225
  37. Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
  38. Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
  39. Schluss 241
  40. Handlungsfelder 245
  41. Kaiserliche ReprÀsentation: Audienzen 248
  42. Audienzen beim Reichstag 1653 252
  43. Audienzen in Wien 254
  44. Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
  45. Audienzen fĂŒr reichsstĂ€ndische Diplomaten 261
  46. Netzwerke: Korrespondenzen 268
  47. Zur Überlieferung 268
  48. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
  49. Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
  50. Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
  51. FĂŒrbitten 279
  52. Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
  53. Die Kaiserin als FĂŒrsprecherin: Beispiele 284
  54. Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
  55. Die BegrĂŒndung der Regentschaft 300
  56. Zum SelbstverstÀndnis der Regentin 304
  57. Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
  58. Schluss 319
  59. Kaiserin und Reich: Schluss 323
  60. Anhang 331
  61. Die Königinnen und Kaiserinnen der FrĂŒhen Neuzeit 331
  62. Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
  63. Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
  64. Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
  65. Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
  66. Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
  67. Tabellenverzeichnis 354
  68. Abbildungsverzeichnis 355
  69. AbkĂŒrzungsverzeichnis 356
  70. Quellenverzeichnis 357
  71. Literaturverzeichnis 367
  72. Gedruckte Quellen und Editionen 367
  73. Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
  74. Literatur 378
  75. Personenregister 410
  76. Ortsregister 427
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