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46 All die genannten Untersuchungen forderten Kinder durch Impulse oder durch die
Zusammenstellung von Gruppendiskussionen und gezielten Fragen dazu auf, sich mit
religiösen Gemeinsamkeiten und Unterschieden auseinanderzusetzen. Die Studien
verweisen darauf, dass Kinder religiöse Unterschiede wahrnehmen, diese thematisie-
ren und in einen Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede treten. Wie diese
Unterschiede aufgefasst werden unterscheidet sich in den einzelnen Studien, so zeigen
die Forschungsarbeiten von Orth und Streib, dass Gemeinsamkeiten gesucht werden
und die Unterschiede nicht besonders hervorgehoben werden. In der Studie von
Ipgrave sind die Kinder teilweise auf ihre Religion stolz und sie stehen den genannten
Unterschieden nicht ausschließlich positiv gegenüber. Die Arbeit von Schweitzer und
Biesinger benennt, dass wenige Vorurteile gegenüber der jeweils anderen Religion
sichtbar werden, aber eine häufige Unterteilung in eine Eigen- und eine Fremdgruppe
erfolgt und das Projekt in Flandern betont die grundsätzliche positive Einstellung der
Kinder gegenüber der multikulturellen Gesellschaft.
1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik
Neben den Forschungsergebnissen im Grundschulbereich, sind besonders Ergebnisse
der Forschung mit Kindern im Elementarpädagogikbereich von Relevanz. So betont
Erna Zonne im Anschluss an ihre Studie zu interreligiösem und interkulturellem Ler-
nen an Grundschulen, dass Feldforschung bei vier- bis fünfjährigen Kindern, insbe-
sondere wegen der großen Offenheit der Kinder in diesem Alter, interessant wäre.
Außerdem findet in diesem Alter häufig die erste Begegnung mit anderen Religionen
statt und der Lehrerin kommt eine bedeutende Rolle zu. Allerdings betrachten For-
scherinnen und Forscher den Unterricht dieser Kinder als für die Forschung weni-
ger angenehm, da der Unterricht einen sehr offenen Charakter hat.187 Den Mangel an
Forschungen zu religiöser Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen betonen
Eva Hoffmann sowie Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger und Anke Edelbrock, die
bereits Studien zu diesem Themenbereich durchgeführt haben. Diese Untersuchungen
und einige weitere, die religiöse Differenz unter Berücksichtigung der Perspektive der
Kinder thematisieren, werden im Folgenden dargestellt.
1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten?
Eine Pilotstudie zu interreligiöser Differenzerfahrung hat Eva Hofmann mit ihrem
2009 erschienenen Werk „Interreligiöses Lernen im Kindergarten? Eine empirische
Studie zum Umgang mit religiöser Vielfalt in Diskussionen mit Kindern zum Thema
Tod“ vorgelegt, in dem sie in Gruppendiskussionen Kinder über ihre Vorstellungen
zum Tod und zum Leben nach dem Tod befragte. Die Studie ging folgender For-
187 Zonne, Erna (2006): Interreligiöses und interkulturelles Lernen an Grundschulen in
Rotterdam-Rijnmond. Münster u. a.: Waxmann, 352–354.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279