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and professional interest that inspired the appreciation, trust, and confidence of the
Muslim pupils – and also, at least in Joseph’s case, of the parents.“915
In diesem Beispiel wird deutlich, wie sehr eine lehrende Person Inklusion begünstigen
kann, die neben den Schülerinnen und Schülern auch die Gemeinschaft der Erwach-
senen betreffen kann: „Joseph’s recollection that his mother also liked his teacher
because she was inclusive and accepting of Muslim cultural differences is significant,
indication that a teacher’s potential to promote integration extends beyond the pupils
to the adult immigrant community.“916
Rudolf Englert unterscheidet angesichts der pluralistischen Gesellschaft zwei Auf-
gaben für die Verantwortlichen für die Erziehung: „Kinder und Jugendliche befähigen,
dem Anderen in Offenheit zu begegnen“917 und „Kinder und Jugendliche befähigen,
Partei zu ergreifen“.918 Religiöse Erziehung kann ein Beitrag zum Frieden919 sein. Auf-
gabe der Pädagoginnen und Pädagogen ist, dem interreligiösen Dialog so viel Raum
und Zeit zur Verfügung zu stellen, wie diese auch für andere Formen des Dialogs
zur Verfügung stehen und somit zu einem safe space beizutragen, in dem Religion
und religiöse Differenz thematisiert werden kann. „While the lecturer/facilitator may
well have no personal religious convictions, their responsibility is not to impede the
pedagogical possibilities of interfaith-dialogue when it occurs, but to give this space
and air as much as is given to any other form of dialogue.“920
2.3.2 Ursachen für geringe Thematisierung religiöser Differenz ernstnehmen
Für die Dominanz der im Kindergarten größeren Religion, die seltene Thematisierung
von religiöser Differenz und die fehlende Anerkennung der kleineren Religionen wur-
915 Ebd.
916 Ebd., 115.
917 Englert, Rudolf (1995): Religiöse Erziehung als Erziehung zu Toleranz. In: Hilpert,
Konrad/Werbick, Jürgen (Hg.): Mit den Anderen leben. Wege zur Toleranz. Düsseldorf :
Patmos, 161–177, 172.
918 Ebd., 173.
919 In mehreren Beiträgen aus verschiedenen Ländern wird der Zusammenhang zwischen
Bildung über Religionen und Bildung zum Frieden miteinander in Beziehung gesetzt.
Einige der Autorinnen und Autoren sehen die derzeitigen strukturellen und politischen
Arrangements für religiöse Bildung in ihren eigenen Ländern als Beeinträchtigung der
Bildung für Gerechtigkeit und Frieden. Friedensbildung sollte Bildung zur Toleranz
beinhalten und nach Wegen suchen, um Falschdarstellungen und Stereotype zu vermei-
den, vgl. Jackson, Robert/Fujiwara, Satoko (Hg.) (2008): Peace Education and Religious
Plurality. International Perspectives. London/New York: Routledge.
920 Engebretson, Kath (2009): In your shoes, 166.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279