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2.3.1 Bedeutung und Aufgaben der im Kindergarten Tätigen anerkennen
2.3.1.1 Bedeutung und Aufgaben der Leitung
Der Leitung kommt im jeweiligen Kindergarten eine besondere Bedeutung zu, da sie
an den konzeptuellen Überlegungen beteiligt ist und die Organisationskultur maßgeb-
lich beeinflusst.890
„In einer lernenden Organisation unterscheiden sich die Rollen der Führungspersonen
dramatisch von jenen des charismatischen Entscheidungsträgers. In ihr sind die Füh-
rungskräfte die Designer, die Lehrer und die Sachverwalter. Diese Rollenfunktionen
verlangen nach neuen Fertigkeiten: nach der Fähigkeit, gemeinsame Visionen zu bilden,
vorherrschende mentale Modelle an die Oberfläche zu bringen und zu hinterfragen und
systemischere Denkmuster zu fördern. Kurz – Führungskräfte in lernenden Organisati-
onen sind dafür verantwortlich, Organisationen aufzubauen, in denen die Beschäftigten
ihre Fähigkeit verbessern, die Zukunft zu gestalten. Das heißt: Führungskräfte sind für
das Lernen verantwortlich.“891
Die Führungsaufgabe beginnt mit dem Prinzip der schöpferischen Spannung. „Schöp-
ferische Spannung entsteht zwischen dem klaren Wissen, wo wir sein wollen, unse-
rer ‚Vision‘ und der klaren Feststellung, wo wir sind, unserer ‚gegebenen Realität‘.
Die Kluft zwischen den beiden erzeugt eine natürliche Spannung.“892 Führung ist „ein
Qualitätsmerkmal des Systems, eine Frage des Zusammenspiels von Führungsteams
in horizontaler und vertikaler Hinsicht, in der gemeinsamen Sorge um die Funktions-
tüchtigkeit der jeweiligen Einheiten und um die Überlebensfähigkeit des Ganzen“893
und nicht auf die Fähigkeit einzelner Personen zu reduzieren.894 Die unterschiedli-
chen Lebensphasen einer Organisation bedürfen unterschiedlicher Führungsstile.895
Als Kultur-Schaffende sieht Edgar Schein die Unternehmerinnen und Unternehmer
insofern, als die Werte des Gründers zur Basis der Unternehmensführung werden.896
In der zweiten Phase der Entwicklung der Organisation müssen sich die „Kommu-
890 Vgl. Kapitel „Konzeptuelle Überlegungen zu Religion und religiöser Differenz“ (Teil V,
4.1.1).
891 Senge, Peter, M. (1993): Die fünfte Disziplin – die lernfähige Organisation. In: Fatzer,
Gerhard (Hg.): Organisationsentwicklung für die Zukunft. Ein Handbuch. Köln: Edition
Humanistische Psychologie, 145–178, 149.
892 Ebd.
893 Wimmer, Rudolf (2000): Die Zukunft von Führung: Brauchen wir noch Vorgesetzte im
herkömmlichen Sinn?. In: Trebesch, Karsten (Hg.): Organisationsentwicklung, 161–178,
175f.
894 Wimmer, Rudolf (2000): Die Zukunft von Führung. In: Trebesch, Karsten (Hg.): Organi-
sationsentwicklung, 161–178, 175f.
895 Vgl. Schein, Edgar H. (2009): Die vier Gesichter der Führung. GDI Impuls. Wissensma-
gazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel 1, 108–109.
896 Vgl. ebd., 108.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279