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„Kultus und Unterricht“, Examensarbeit, Müllkippe, gucken, außen vorlassen,
bislang, dröge, Metzgerei, sich drängeln, Laden, Kasse, Abitur, Metzgersladen,
Trambahn, Klassenarbeit, Januar, hacken auf mir rum, war nett gewesen, Post-
bote, Laken, zusammenlesen, Bommeln, Abiturnoten, Klassenlehrer, Biochemie
belegen, 20 Pfund verlieren, platt, Brotzeittrachtenjankerbazi, Leute ans Lesen
kriegen, haben gestanden, (Erdbeeren mit) Sahne, Mütze, eine SMS, schreibend
laufen sie durch die Stadt, eine Mail, am Sonntagmorgen) und auch einige Hel-
vetismen (in Blust, Militärdienst, Spannteppich) vorzufinden, die bis auf drei
Fälle unkommentiert bleiben.
Im LehrerInnenhandbuch der Serie „Sprachbuch“ für die Schulstufen 11/12
wird in Zusammenhang mit dem Thema „Politische Reden halten“ der Begriff
„Nationalsprache“ gebraucht. Auch die Begriffe Variantenreichtum und Sprach-
varietäten werden verwendet: „Der Code dürfte im nationalen politischen Rah-
men meistens die Nationalsprache sein, allerdings in ihrem Variantenreichtum
(Sprachvarietäten). Dialektausdrücke und eine mundartliche Färbung müssen
nicht schlecht sein.“ (Serviceteil, Sprachbuch 7/8, S.
23) Wie schon im Sprachbuch
finden sich auch im LehrerInnenhandbuch keine Verweise auf die österreichische
Standardvarietät der deutschen Sprache oder andere staatsspezifische Variation.
Von „korrekter Standardsprache“ ist nur einmal im Zusammenhang mit
wissen
schaftlichem Arbeiten im Sprachbuch die Rede (Sprachbuch 7/8, S. 170).
Auffallend ist außerdem, dass im Zusammenhang mit Mindmapping zum Thema
„Schreibunterricht“ der Begriff „Schreibrichtigkeit“ verwendet wird; hier wie an
anderen Stellen zeigen sich intertextuelle Bezüge zwischen den österreichischen
Lehrplänen und diesem Lehrbuch (a. a. O., S. 66).
Im Kapitel „Einen Text vortragen“ findet sich ein Hinweis auf Unterschiede
innerhalb des deutschen Sprachraums; hier wird näher auf die Artikulation ein-
gegangen: „In unserem Sprachraum neigen wir dazu, die harten und die weichen
Konsonanten (b- d, g- k, d- t) nicht zu unterscheiden und das ‚r‘ zu verschlucken.“
(a. a.O, S. 55) – ein hier möglicher Verweis auf die Plurizentrik findet jedoch
nicht statt, und was mit „unserem Sprachraum“ gemeint ist, wird nicht erläutert.
Interessanterweise haben wir in diesem Lehrwerk keine Deutschlandismen und
Helvetismen gefunden, an Austriazismen fanden sich Artikel+Eigenname, Bub,
Landeshauptmann, Primar, BMUKK, Landesschulrat, Stadtschulrat, BMBWK,
Wiener Schnitzel, Gamsbarthut, Bezirkshauptmannschaft, Beistrich, Hausübung.
Sowohl im Sprachbuch als auch im LehrerInnenhandbuch der letzten hier
analysierten Lehrwerkserie „klar_Deutsch“ werden das österreichische Deutsch
und das plurizentrische Konzept nicht thematisiert, weder implizit noch explizit.
Häufig wird die Formulierung „die Standardsprache“ verwendet; andere Varie-
täten werden nicht angesprochen.
Im Kapitel „Sprache, Sprachbetrachtung und Stil
– die wichtigsten Regeln, die
häufigsten Fehler“ wird das Präteritum als Erzählzeit genannt; dass in Österreich
zumindest in der mündlichen Sprache das Perfekt als Erzählzeit verwendet wird,
Deutsch-Lehrwerke
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256