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sich in den Curricula aber auch Textstellen, die darauf hindeuten, dass nur von
der Existenz einer einzigen Standardsprache ausgegangen wird.
Was die Uni- Studienpläne betrifft, finden „österreichisches Deutsch“ oder Kon-
zeptualisierungsmöglichkeiten des Deutschen in den Lehramtsstudienplänen der
Universitäten Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg zwar keine explizite
Erwähnung, im Grazer Studienplan wird jedoch explizit auf nationale Varietä-
ten hingewiesen, in den anderen Studienplänen gibt es dazu implizite Hinweise.
Der Umgang mit divergierenden nationalen Normen und mit Dialekt/Umgangs-
sprache/Standardsprache wird in der LehrerInnenaus- und -fortbildung an den
Universitäten unterschiedlich gehandhabt. Die Thematik stellt aber auf jeden Fall
keinen Schwerpunkt in der Ausbildung dar. Als Erweiterung der Studienplanana-
lyse wurden im Rahmen dieser Untersuchung über zwei Semester hin die Lehrver-
anstaltungen der Universitäten Wien, Graz, Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck
sowie der PHs Wien, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol und
der KPH Wien/Krems dahingehend untersucht, ob Lehrveranstaltungen zu Plu-
rizentrik bzw. zu österreichischem Deutsch angeboten werden. Unter die Lupe
genommen wurden jeweils die beiden aktuellsten Semester, je nach Verfügbarkeit
im Internet entweder die Sommer- und Wintersemester 2012 (Wien, Innsbruck),
oder das Studienjahr 2012/2013 (Graz, Klagenfurt, Salzburg), wobei kein Anspruch
auf Vollständigkeit erhoben wird. Der Aufwand einer Recherche hinsichtlich der
Zuordnung der Lehrveranstaltungen zu Wahlfächern oder Pflichtfächern sowie zu
Lehramtsfächern wäre im Rahmen dieser Untersuchung zu groß gewesen.
Die Analyse der Lehrveranstaltungen ergab, dass österreichisches Deutsch
und das plurizentrische Konzept in einzelnen Lehrveranstaltungen thematisiert
werden. So etwa in einer einführenden Übung an der Universität Wien zum Thema
„Sprache: Regionale Standardsprachen“. Auch an den Universitäten Graz („Sprache
und Gesellschaft in Österreich III
– Diskurs und Pragmatik des Österreichischen
Deutsch“), Klagenfurt („Österreichisches Deutsch – zugleich Einführung in die
Varietätenlinguistik“) und Salzburg („Mehrsprachigkeit und Gesellschaft“) fanden
sich im Erhebungszeitraum derartige Lehrveranstaltungen. Bei der Mehrheit der
Lehrveranstaltungstitel und Kursbeschreibungen war dies jedoch nicht der Fall.
Viele Lehrveranstaltungen haben sich vielmehr mit der empirischen Erforschung
von Dialekt beschäftigt; eine nicht wirklich nachvollziehbare Schwerpunktsetzung
angesichts der Tatsache, dass für die zukünftigen Deutschlehrenden die Frage
des zu unterrichtenden Standards der Bildungssprache zentral ist.
Insgesamt ist festzustellen, dass sich im Lehrveranstaltungsangebot der Pädago-
gischen Hochschulen und Universitäten – so wie in den Studienplänen – nur ver-
einzelt etwas zur staatsspezifischen Variation auf der standardsprachlichen Ebene
findet, und seltener etwas zur Plurizentrik des Deutschen. Bei den entsprechenden
Kursen handelt es sich meist nicht um Pflichtlehrveranstaltungen, sodass Lehramts-
studierende der Germanistik mit dem Thema der Standardvarietäten und Konzep-
tualisierungsmöglichkeiten nicht zwangsläufig in Berührung kommen.
Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256