Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lehrbücher
Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Page - 19 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 19 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm

Image of the Page - 19 -

Image of the Page - 19 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm

Text of the Page - 19 -

der Volkszählung von 2000 waren 63,7 % der Wohnbevölkerung und 72,5 % der StaatsbürgerInnen deutschsprachig (Französisch: 21,0 %; Italienisch: 4,3 %; Räto- romanisch: 0,6 %; Anderssprachige: 1,6 %; Lüdi/Werlen 2005, 8). Für den Erwerb der Staatsbürgerschaft durch Einbürgerung ist der Nachweis von Kenntnissen der Sprache des jeweiligen Landesteils erforderlich  – die konkrete Umsetzung regeln die Gemeinden. Die Standardvarietät des Schweizerhochdeutsch fungiert „nur als sekundäres Nationalsymbol“ (Ammon 2006, 1767)  – die zentrale identitätsbil- dende Rolle übernimmt in der Schweiz der jeweilige Dialekt des Schweizerdeut- schen (Schwyzerdüütsch). Das deutschsprachige Gebiet der Schweiz ist von einer ausgeprägten Diglossie zwischen Dialekt und Standardvarietät gekennzeichnet: Es gibt keinen fließenden Übergang von der einen Sprachform zur anderen. Der Dialektgebrauch herrscht im Mündlichen in allen sozialen Schichten vor, die Standardvarietät bleibt auf einige wenige eher förmliche Domänen beschränkt (z. B. Predigt, Uni- Vorlesung, überregionale Rundfunknachrichten). Der Dialekt ist die Sprachform der Nähe, der Standard die Sprache der Distanz. Laut Volks- zählung 2000 sprachen 90,8 % der DeutschschweizerInnen in der Familie Dialekt, 91 % aller Erwerbstätigen benutzten ihn im Beruf, davon rund 45 % ausschließlich (Haas 2006, 1778), und es benutzten 6,8 % Hochdeutsch, 37,5 % Schweizerdeutsch und 55,2 % Schweizerdeutsch und Hochdeutsch als Schulsprache (Lüdi/Werlen 2005, 84). Dabei ist das Schweizerdeutsch stark regional differenziert  – es exis- tiert keine „Ausgleichsmundart“, die als überregionaler Dialekt fungieren könnte (Haas, 2006, 1779), obwohl sich eine gewisse Annäherung der Dialekte feststellen lässt, wie ExpertInnen meinen. In Liechtenstein ist Deutsch solo- offizielle Amtssprache und Nationalsprache, ohne dass es eine Verankerung in der Verfassung gäbe. Von den ca.  33.000 Ein- wohnerInnen sind 34 % AusländerInnen, davon ein Teil wiederum deutschspra- chig. Die Standardsprache ist vom Standarddeutsch der Schweiz beeinflusst, was sich z. B. bei Besonderheiten im Wortschatz zeigt. Auch die Diglossie zwischen Standard und Dialekt ist ähnlich jener in der Schweiz. In Südtirol ist Deutsch die regionale staatliche Amtssprache der Autonomen Provinz Bozen- Südtirol. Bei der Volkszählung 2001 gehörten 69,41 % der deutsch- sprachigen Bevölkerung, 26,06 % der italienischsprachigen und 4,53 % der ladi- nischsprachigen Bevölkerung an (Landesinstitut für Statistik, 2012). Einflüsse des Italienischen zeigen sich v. a. in der amtlichen Terminologie und in Form von Entlehnungen (z. B. Hydrauliker für Installateur) und Lehnübersetzungen. Die Standardsprache ist die Form der schriftlichen Kommunikation und bei formel- len mündlichen Anlässen. Privat wird vor allem Dialekt gesprochen, wobei eher eine diglossale Situation festzustellen ist als ein Dialekt- Standard- Kontinuum. In Luxemburg ist Deutsch eine nationale staatliche Amtssprache neben Fran- zösisch und Letzeburgisch  – Letzteres hat die Funktion einer Nationalsprache (Ammon 2006, 1765). Deutsch ist Einschulungssprache und neben Französisch Schulsprache. Die Standardsprache ist nahe dem Letzeburgischen, das durch Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache  | 19
back to the  book Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm"
Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Title
Österreichisches Deutsch macht Schule
Subtitle
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Authors
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
266
Keywords
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichisches Deutsch macht Schule