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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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Letztlich handelt es sich bei diesem Phänomen um eine Frage der Sprachloya- lität. Daher sei hier näher darauf eingegangen. Das Konzept der Sprachloyalität, in unserem Fall sozusagen die „Varietätenloyalität“, wird in der Soziolinguistik verwendet, um „das bewusste oder unbewusste Verhältnis einer Sprechergruppe zu ihrer Muttersprache“ zu charakterisieren (Schmidlin 2011, 219). Eine posi- tive Einstellung gegenüber der eigenen Sprache sowie die Identifikation mit der eigenen Sprache (z. B. in Minderheitensituationen) bzw. der eigenen Sprachva- rietät gegenüber (z. B. beim Wechsel von dialektalen zu standardsprachlichen Varietäten (vgl. Hartig 1987) ist wichtig für den Spracherhalt. So wird Sprach- loyalität als besonders wichtiger soziopsychologischer Faktor für das Überle- ben von Sprachen in Situationen, in denen sie von „Sprachtod“ bedroht sind, eingeschätzt (Dressler/de Cillia 2006, Brenzinger 1997, Fishman 1964). In der germanistischen Linguistik findet sich das Konzept bei Löffler (2016, 60), wonach Sprachzugehörigkeit durch Sprachloyalität konstituiert werde. Die SprecherIn- nen müssten sich zur Sprachgemeinschaft zugehörig fühlen und die Bereitschaft zeigen, „sich den pragmatischen und sprachlichen Regeln der Gemeinschaft dieser Sprache anzuschließen“. Schmidlin (2011) hat unseres Wissens nach als erste die Loyalität gegen- über Sprachvarietäten, im konkreten Fall der staatsbezogenen Varietäten des Deutschen, untersucht (219 – 233), der Begriff der „Variantenloyalität“ sei ihr zufolge noch nicht belegbar. In ihrer Studie erforscht Schmidlin zum ersten Mal empirisch die Loyalität gegenüber den eigenen Varianten im plurizentrischen/ pluriarealen deutschsprachigen Raum. Insgesamt stellt sie einen signifikanten Einfluss der regionalen Herkunft auf die Loyalität gegenüber Eigenvarianten fest. Danach weisen Gewährspersonen aus den Regionen Deutschland- Nordost, Deutschland- Nordwest, Deutschland- Mittelwest und Deutschland- Mittelost die höchsten Loyalitätswerte auf. Gewährspersonen (GP) aus den südlichen Regionen würden hingegen mehr Fremdvarianten wählen als jene aus den übrigen Regionen. Und trotz der typologisch- dialektalen Verwandtschaft der alemannisch geprägten Regionen Österreich- West, Deutschland- Südwest und der Schweiz würden hier die Gewährspersonen aus Deutschland- Südwest und Österreich- West signifikant häufiger die Eigenvarianten wählen als die aus der Schweiz. Schmidlin wertet dies als Hinweis darauf, dass dieses Sprachverhalten eher nationalvarietätenspezifisch als regionalvarietätenspezifisch geprägt sei (226). Auch was die „phonologische Variantenloyalität“ betrifft, stellt Schmidlin (2011, 233) fest: Die nationale Grenze scheint somit wiederum als stärkere sprachpragmatische Iso- glosse als die dialektologische Homogenität; im alemannischen Sprachraum, der sich innerhalb des deutschen Sprachgebiets auf die Schweiz, süddeutsche Regionen und Österreich- West erstreckt, können sich GP je nach Nationalität unterschied- lich verhalten. Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen  | 31
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Title
Österreichisches Deutsch macht Schule
Subtitle
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Authors
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
266
Keywords
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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