Page - 211 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Image of the Page - 211 -
Text of the Page - 211 -
Oberösterreich lag der entsprechende Wert unter den SchülerInnen bei nur 1,4 %,
in den südöstlichen Bundesländern bei 1,7 %. In Vorarlberg und Tirol gab es
praktisch keine ausschließlichen StandardsprecherInnen unter den SchülerInnen.
bb. 88 3,6
0
10
Ost Südost Mitte Tirol Vorarlberg
Dialekt Umgangssprache Standardsprache
4,3 18 18
14,8 31
14,3 15,2
10,1 12,3
3,6
6,3
1,7 1,4
0 0
0
5
10
15
20
25
30
35
Ost Südost Mitte Tirol Vorarlberg
SchülerInnen: in allen Situationen (Unterricht, Familie, Freundeskreis)
verwendete Varietäten (nach Region) in %
Dialekt Umgangssprache Standardsprache
Abb. 88: SchülerInnen: in allen Situationen (Unterricht, Familie, Freundeskreis) verwendete
Varietäten (nach Region) (in %)
Kommen wir zu einer Gesamtbetrachtung der Sprachverwendung von LehrerInnen
und SchülerInnen: In den Interviews gaben die LehrerInnen an, dass ihre Schüler-
Innen im Unterricht meist Standarddeutsch sprechen, wobei es Unterschiede nach
Bundesländern gibt: Die meisten LehrerInnen aus Wien, Niederösterreich, Salz-
burg und Tirol meinten, ihre SchülerInnen sprächen bis auf wenige Ausnahmen
Standard oder gehobene Umgangssprache, während die meisten LehrerInnen
aus der Steiermark und aus Vorarlberg, sowie eine Lehrerin aus Tirol sagten, ihre
SchülerInnen würden häufig Dialekt verwenden. Unter den LehrerInnen aus dem
Burgenland gab es unterschiedliche Ansichten dazu: Eine Lehrerin meinte, ihre
SchülerInnen verwendeten die Standardsprache, ein Lehrer sagte dagegen, das
sei je nach Herkunft der SchülerInnen unterschiedlich.
Die teilnehmenden Beobachtungen haben gezeigt, dass in allen beobachteten
Unterrichtsstunden hauptsächlich Standard gesprochen wurde, sowohl von Leh-
rerInnen als auch von SchülerInnen. Zu beobachten war auch, dass LehrerInnen
und SchülerInnen die Standardsprache auch gut beherrscht haben, wobei die Stan-
dardorientiertheit in Vorarlberg und Kärnten am stärksten zu sein schien. Hier
konzentrierten sich die SchülerInnen zum Teil so stark darauf, die Standardspra-
che korrekt zu verwenden, dass oft kaum regionale Färbung wahrnehmbar war;
gleichzeitig klang die Sprache der SchülerInnen dadurch bisweilen etwas künst-
lich. Das mag einerseits mit der spezifischen diglossalen Situation in Vorarlberg
zusammenhängen und mit der Tatsache, dass die Beobachtungen in Kärnten in
einer de facto zweisprachigen (slowenisch- deutschen) Schule stattgefunden haben.
DialektÂ
– Umgangssprache – Standard? 
| 211
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256