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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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Wie auch immer die individuellen Präferenzen der DeutschlehrerInnen aussehen mögen  – die Lückenhaftigkeit des Kodex des österreichischen Deutsch und die daraus resultierende Notwendigkeit, in Zweifelsfällen ohne Referenzwerk ent- scheiden zu müssen, wurden in den Interviews sichtbar. Eine Lehrerin aus der Steiermark (FSt3) nannte Beispiele aus Schülertexten, die bei der Textkorrektur knifflig wären: […] ich steh am Fenster, ich steh beim Fenster is so was typisches/bin gegangen AH, ich bin gesessen, ich habe gesessen also/  […]. Des kommt auch in [Schüler-]Texten vor und dann sitzt man schon dort und überlegt: Mmh. Is das jetz richtig? Dass ein Lehrer als normsetzende Instanz abseits von simplen Rechtschreib- oder Grammatikfragen letztlich dem eigenen Sprachempfinden vertrauen muss, mit dieser Vorgangsweise aber immer subjektiv agiert, brachte ein Interviewpartner aus dem Burgenland (MB1) auf den Punkt: Wenns jetzt um Rechtschreibung geht oder  … um den Fall nach einem Pronomen, dann orientiert man sich am/am österreichischen Wörterbuch oder am/am öster- reichischen Duden. Ansonsten  – hält man das für richtig, was man selbst verwendet. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass beim Korrekturverhalten der Lehrenden in unserem Sample eine Tendenz dazu erkennbar war, bestimmte stan- dardsprachliche österreichische Ausdrücke als Normverletzung zu klassifizieren und daher zu korrigieren  – darunter eine Reihe von laut Kodex „einwandfreien“ Begriffen, sowie auch vereinzelt solche, die als „Grenzfälle des Standards“ ein- geordnet werden können (der Kodex ist bezüglich der „Grenzfälle des Standards“ uneinheitlich bzw. lückenhaft). Auf das Phänomen der Korrektur von per se rich- tigen sprachlichen Formen und Ausdrucksweisen, die von den Kodices eigent- lich zugelassen werden, weisen auch andere Studien hin (Schmidlin 2017, 51 und Davies 2017, 137), und es wird durch unsere Ergebnisse bestätigt. Austriazismen wurden eher korrigiert als nur unterwellt, und sie wurden auch signifikant häufiger korrigiert als Deutschlandismen. Was die Korrektur von eigennationalen Varianten betrifft, kommt Gatta (2017, 389) zu ähnlichen Ergeb- nissen. Sie stellt in einer Untersuchung des Korrekturverhaltens von Schweizer LehrerInnen in Hinblick auf Helvetismen fest, dass Schweizer Lehrkräfte Hel- vetismen häufig korrigieren: Gegenstand der Korrektur sind bei den Schweizer KollegInnen nicht nur lexikalische, sondern vor allem auch syntaktische Varianten, die als Normverletzung markiert werden, wobei die jüngeren eidgenössischen LehrerInnen tendenziell etwas toleranter gegenüber Helvetismen zu sein schei- nen. Dies deckt sich jedoch nicht mit unseren Ergebnissen für Österreich, denn im Sample der österreichischen Lehrkräfte sind es vor allem die jüngsten Päda- gogInnen, die die meisten Austriazismen korrigieren. Korrekturverhalten  | 179
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Title
Österreichisches Deutsch macht Schule
Subtitle
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Authors
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
266
Keywords
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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