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Ein Lehrer aus dem Burgenland (MB1) erklärte folgendermaßen, warum er das
Thema im Unterricht nicht behandelt:
Weils (5 sek Pause) viele andere Dinge gibt, die wahrscheinlich in der Rangliste dessen,
was man irgendwie halt durchbringen sollte, meines Erachtens weiter vorne kommen,
wobei des jetzt net unbedingt meine Meinung is, sondern einfach auch die Vorgabe des
Lehrplans, beziehungsweise das, was bei Prüfungen und/und schlussendlich bei der
Reifeprüfung gekonnt werden soll. Und da is österreichisches Deutsch als Standard-
sprache vielleicht amal a Spezialthema von an mündlichen Maturanten, aber mehr net.
Wird das österreichische Deutsch im Unterricht einmal thematisiert, so greifen
viele LehrerInnen auf selbst zusammengestelltes Material (oft aus dem Internet)
zurück. Einige LehrerInnen lassen die SchülerInnen Dialektgedichte oder Texte
von Christine Nöstlinger lesen, ein Lehrer aus Salzburg verwendet Leserbriefe,
um seine SchülerInnen für österreichisches Deutsch zu sensibilisieren, und eine
Lehrerin aus Tirol lässt ihre SchülerInnen zu diesem Zwecke eigene Texte durch-
lesen. Der folgende Auszug aus einem Interview mit einer Lehrerin aus Wien
(FW1) fasst die von mehreren Lehrpersonen beschriebene Situation zusammen:
Oiso wos MIR fehlt, wären ehrlich gesagt GEEIGNETE Unterrichtsmaterialen, … in
den Büchern is es ja auch stiefmütterlich behandelt, und das Stiefmütterliche zeigt
sich einerseits in der Menge, aber andererseits auch in der Art und Weise, es is sehr
trocken. Ja? Und mir ist tatsächlich no nix Besseres eingefallen, und daher mach ichs
auch so wenig. … MICH SELBER interessierts schon - - ah und ich wäre dankbar
dafür, wenns was Gscheiteres gäbe! (lacht)
Dieses Statement ist ein klarer Hinweis darauf, dass sowohl Bedarf als auch Inte-
resse seitens der LehrerInnen besteht, dass in den Lehrbüchern das Thema „öster-
reichisches Deutsch“ ausführlicher behandelt wird.
Auch in der Gruppendiskussion der LehrerInnen kam zur Sprache, dass es
wichtig sei, dass die österreichische Varietät in der Schule thematisiert wird und
in den Lehrmaterialien vorkommt. So bedauerte F9, dass das ÖWB keine wich-
tige Rolle (mehr) spiele, dass es in den neuen Medien nicht berücksichtigt werde,
und es auch den „Jugendlichen von heute“ „gar kein Anliegen“ sei. F4 erklärte,
warum das ÖWB nicht mehr präsent sei, nämlich weil es in der zweiten Klasse
Volksschule die Möglichkeit gebe, ein Wörterbuch auszusuchen und die Lehr-
personen hier altersgemäße Wörterbücher wählen würden:
Warum? Weil das Österreichische Wörterbuch für Volksschulkinder einfach zu umfang-
reich ist, zu schwer zu lesen. Während der Findefix mit vielen Bildern und so weiter
bestückt ist, und das ist, GLAUBE ICH, die Ursache dafür, dass das Österreichische
Wörter buch abhanden kommt. Dialekt
– Umgangssprache – Standard?
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256