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Immer wieder wird die Standardsprache genannt, die jedoch nicht weiter konkre-
tisiert wird und keinen näheren Bezug zum Kodex erfährt. Das österreichische
Deutsch wird nicht erwähnt, genauso verhält es sich mit der staatsspezifischen
Variation und mit Hinweisen auf bestimmte Konzeptualisierungen.
Der Lehrplan für den Gegenstand Deutsch AHS Oberstufe thematisiert als
einziger Lehrplan explizit – an einer Stelle – die „österreichische Standardspra-
che“: „[Die SchülerInnen sollen] verschiedene sprachliche Register einschließlich
der – österreichischen – Standardsprache beherrschen“ (Lehrstoff/ mündliche
Kompetenz/Sprechsituationen und Sprechanlässe/7. und 8. Klasse, S. 3). Abge-
sehen von diesem Hinweis werden im Sekundarstufe- II-Deutschlehrplan neben
dem österreichischen Deutsch keine anderen nationalen Standardvarietäten
genannt oder Konzeptualisierungen unternommen. Auch der Umgang mit nicht-
standardsprachlichen Varietäten wird nicht näher erläutert. Auf die Standard-
sprache wird an anderer Stelle zwar Bezug genommen, ohne jedoch näher aus-
zuführen, worauf sich die „sprachlichen Standards“ beziehen: „[Die Lernenden
sollen] befähigt werden, schriftlich und mündlich sowie in Form medialer Präsen-
tation Texte zu produzieren, die den sprachlichen Standards und den situativen
Anforderungen entsprechen.“ (Bildungs- und Lehraufgabe, S.
1) Wenn Varietäten
thematisiert werden, geschieht dies im Kontext von innerer und äußerer Mehr-
sprachigkeit im Zusammenhang mit Sprachreflexion, wie in folgender Passage:
Die Identifizierung des eigenen Sprechens und damit die Reflexion der eigenen Rolle
und Identität schaffen auch Platz für die Akzeptanz und das Verstehen anderen Spre-
chens und sind tragende Elemente für den Umgang mit Sprachvarietäten und Mehr-
sprachigkeit. (Bildungs- und Lehraufgabe/Beiträge zu den Bildungsbereichen, S. 1;
Ähnliches findet sich bei: Didaktische Grundsätze/Sprachreflexion, S. 3)
Auf Normen wird im Lehrplan der Sekundarstufe II in vielerlei Bereichen hin-
gewiesen, sei es im Bereich „Schreibprozess“, „Sprachreflexion“, „Rechtschrei-
ben“ oder auch „grammatische Phänomene“, wo sich mehrfach Begriffe wie
„Schreibnormen“ oder „Normenwandel“ finden, bzw. von „Sprachrichtigkeit“ und
„Schreibrichtigkeit“ die Rede ist. Als Lehrziele werden etwa genannt: „Insbeson-
dere sollen die Schülerinnen und Schüler […] befähigt werden, sich zwischen
Normen und Abweichungen zu orientieren.“ (Bildungs- und Lehraufgabe, S. 1)
Aber auch im Sekundarstufe- II-Lehrplan bleibt die Frage offen, welche Norm
umgesetzt werden soll – und es werden keine Verweise auf das Österreichische
Wörterbuch oder ein anderes Nachschlagwerk gemacht. Letztlich bleibt es dem
Ermessen des Lehrenden überlassen, sowohl die Norm als auch den „Standard“
für den eigenen Unterricht festzulegen.
Im Lehrplan für das Wahlpflichtfach Deutsch der gymnasialen Oberstufe bleiben
Varietäten (nationale oder soziolinguistische), Standard(s), Norm(en) oder ein
Kodex gänzlich unerwähnt. Der DaZ-Lehrplan für die Sekundarstufe II seinerseits
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256