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1.1. ELTERN 29
ErwurdenachAufnahme imJuni 1935demInfanterie-Regiment21, kurzden Einund-
zwanzigern , zugeteilt, mit dem er dann auch einen Teil des Krieges erleiden sollte. Ab
Herbst 1936 nahm er an der Ausbildung zumReserveoffizier in Form von vier Übungs-
einheiten teil, die ihn bis zumKriegsbeginn zumLeutnant und Zugführer der Reserve65
(d.R.) qualifizierten und die er in einem eigenenAlbum (FAHB2) ausführlich dokumen-
tiert hat. Die ersteÜbung, derUnterführeranwärterkurs, fand in der Zeit vom26.10. bis
21.12.1936 statt, die zweite und dritte, dann bereits als Gefreiter bzw. Unteroffizier der
Reserve, vom 7.1. bis 4.3. und vom 23.4. bis 4.6.1937 (II Inf.Rgt. 21), und die vierte im
Juni1938alsFeldwebelderReserve, inallenFällenalsReserveoffiziersanwärter.Während
dieser Zeiten war er jeweils von seinem Schuldienst ohne Einkommensverlust beurlaubt
undseineUnterrichtsaufgabenwurdenvonAushilfendurchgeführt.Mutmaßlichkonnteer
währenddieserAusbildunganWochenendennachHausekommen.DieAufnahmeaufS.17
imAlbumFAHB4 demonstriert den bei einemAufmarsch (mutmaßlich unter seiner Be-
teiligung) amNürnbergerHauptmarkt zur Schau gestelltenNationalstolz und diejenigen
auf den Seiten 37ff seinen persönlichen Stolz als Führungsperson innerhalb der Truppe.
Nach einer politischenBeurteilung durch einenHerrnKönig von derGauleitung derNS-
DAPvom12.11.1939wurde er am 10.1.1939mitWirkung vom 1.12.1938 zumLeutnant
derReserve ernannt.66
Es ist historisch belegt, daß dasMilitär auch unter Hitlers Herrschaft ein relativ un-
abhängiges Eigenleben führte und jedenfalls in Friedenszeiten einen bestimmten
Ehrenkodaufrecht erhielt.Beispielsweise sind fast alleAttentatsversuche aufHitler, auch
der des 20. Juli 1944, von der Führungsschicht derReichswehr ausgegangen. In den Zei-
ten desKaiserreicheswurde dasMilitär sogar als Schule derNation tituliert unddieses
Ansehen hat bis zu einem gewissen Grade auch den erstenWeltkrieg überdauert. Um
1933 spielte die auf 115.000 Mann begrenzte Berufsarmee die Rolle eines Staates im
Staate .DasmilitärischeEngagementmeinesVaters hatte daher,wie bereitsweiter oben
ausführlich dargestellt, von der politischenEinstellung her nichtsmit demGedankengut
desNationalsozialismusoderdesMilitarismus zu tun.Da liberalesGedankengutundeine
darauf beruhende Opposition im zivilen und beruflichen Umfeld ihm nicht mehr mög-
lichwar, blieben aus seiner Sicht offenbar nur zweiAuswegmöglichkeiten: die innere oder
äußere Emigration, die beide seinem Engagement für die Heimat und seiner zur Füh-
rung drängendenPersönlichkeit widersprachen, oder der Eintritt in eben die nach seiner
Überzeugung einzig verbliebeneOrganisation, die noch die Kraft zu einer innerhalb des
65Lt.d.R. ab 1.12.1938, lt.Karteikarte ausKartei:BeförderungenderKriegsreserveoffiziere (Bundesar-
chiv Militärarchiv, Signatur: RW59/2077).
66Personalakt, aaO. Fußnote 6. Siehe auch die in Fußnote 65 angegebeneQuelle.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427