Page - 41 - in Reflexionen vor Reflexen - Memoiren eines Forschers

1.2. GROßELTERNUNDVORFAHREN 41 Fächern. Von 1889 bis 1893 war sie in der Fränkischen Papierwaaren-Fabrik (sic) tätig, aus der sie dannwegenGeschäftsübergabe an einen neuen Inhaber ausschied. MeineGroßeltern haben am16.6.1898 inNürnberg geheiratet. Lisl war katholisch, ihr Manndagegen evangelisch, und sie habenbeide ihre unterschiedlicheKonfessionszugehö- rigkeit bis zumTodebeibehalten, den einzigenSohndannaber evangelisch taufen lassen. Über die Ehe ist mirmit Ausnahme vonAnekdoten verständlicherweise nichts bekannt. So erzähltmeineSchwestervon folgendem,demgutgelauntenGroßvater zugeschriebenem SpruchzuseinemSohn: AchBub,wie gut könntenwir beide es dochhaben,wenn ichDei- neMutter nicht geheiratet hätte. NachErzählungenmeinesVaters seien einvernehmliche EntscheidungenzwischendenGroßelternwie folgtherbei geführtworden.Wennbeispiels- weisederSonntagsausflugnachdemWunschdesGroßvaters andenSchmausenbuck statt an denDutzendteich (zwei beliebte Ziele) gehen sollte, dann setzte er seinenWillen an- geblichmit folgender List durch. Lisl, gehnmer heit an Dutzendteich? Na, af gar kan Fall, ich will endlich wieder amol zum Schmausenbuck. Na ja, wenns'd manst, na gehma halt af'n Schmausenbuck. DieWohnungderGroßelternbefand sich inderComeniusstraße 12 inNürnberg, direkt hinter dem dortigen Hauptbahnhof. In unmittelbarer Nähe, nämlich in der Allersberger Str. 4 gab es die Lederhandlung Bibel102 des Sohnes Fritz Bibel eines Cousins und Na- mensvetters Johannmeines Großvaters, die beide ebenfalls aus Vohenstrauß stammten. Mutmaßlich haben sie sich schonwegen des gemeinsamen und seltenenNachnamens ge- kannt. Infolge des offenbar recht guten Einkommens desGroßvaters konnten sich dieGroßel- tern neben der Stadtwohnung auch einWochenenddomizil leisten. So kauften sie sich mutmaßlich nachAufnahme der Tätigkeitmeines Vaters dort inGeorgensgmünd am Kirchenbuck einWochenendhausmit einem idyllischenGarten. ImGegensatz zumeinem mütterlichen hat der väterlicheGroßvater sein übriges Geld aber offenbar nicht gewinn- bringend inUnternehmen oder Immobilien, sondern nur auf Sparbüchern angelegt. Des- halbverlor erdemVernehmennachvielGelddurchdie Inflationder zwanziger Jahreund seine Frau dann nochmals durch dieWährungsreform von 1948, sodaß sie danach noch auf unterstützende Zuschüsse von ihremSohn angewiesenwar. Von den Familien beider Großeltern sind mir keine Kriegsteilnehmer oder Opfer im erstenWeltkriegbekannt,wasnichtausschließt,daßes solchedochgegebenhabenkönnte, vor allemda ichüberkeinerlei Informationen zumännlichenCousinsmeinesVaters (bzw. 102Eine Reklameaufschrift für diese Firma konnte man noch bis 2015 auf einem dann abgerissenen Gebäude lesen.