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2.2. KRIEGSJAHRE 67
mitHitler, die in seinenFotoalbendokumentiert ist.44Trotz seinesVersuchs,wegen seiner
unternehmerischen Tätigkeit als Drogist für unabkömmlich (UK) eingestuft zu werden,
mußte er als Unteroffizier doch an die Front. Auch die beiden anderen Brüder meiner
Muttermußtenals Soldaten imKriegdienen, beispielsweiseFritz inFrankreich, sindaber
demSchicksal Ihres jüngstenBruders entronnen und gesund zurückgekommen.
Von den Luftangriffen auf Nürnberg und den damit zusammenhängenden Fliegeralar-
menwarschonmehrfachdieRede.DieBevölkerungwurdeoffenbarsogarmitStahlhelmen
für ihrenSchutzausgerüstet.45ZurÜberwindungdergutorganisiertendeutschenAbwehr-
flakwurdendieAngriffederAlliiertennachtsgeflogen.BeiAlarmwurdendanndieKinder
aus dem tiefsten Schlaf gerissen und eiligst in einen Luftschutzraumverfrachtet. Als sol-
cher taugte schlecht und recht der Keller in unserem Haus und später dann für einige
Male derKeller desNachbarhauses, wie bereits imAbschnitt 2.2.2 beschrieben.
Irgendwann indenJahren 1943/44bautenmeineEltern imeigenenGarten einenBun-
ker, wohl um die unangenehmen Besuche beim Nachbarn vermeiden zu können. Nach
meinerErinnerunghandelte es sichumeinenSchacht von ca. 4×1,5m2Grundfläche, der
vielleicht 1,5mtief gegrabenwar.Wie dessenDecke geschütztwar, kann ich nicht sagen,
mutmaßlicheher sehrschlecht imSinneeinesechtenSchutzes.AmsüdlichenGrundstücks-
rand stand etwa fünfMeter vomHaus entfernt eine schöneGartenlaube.DerBunker lag
in etwa gleicherEntfernung vomHaus neben der Laube. ZumHaus hin hatte seinRaum
amnördlichenEnde eine sich nach innen öffnendeHolztüre, von der aus ein paar Stufen
nach oben führten. ImRaumwar an derOstseite eineHolzbank, auf derwir alle sitzend
und wartend uns dem Schicksal ergaben. AmFußboden war ein Holzlattenrost, der vor
derErdfeuchtigkeit schützen sollte.
Dazu schrieb meine Mutter über mich: Bei Alarmen u. Angriffen hielt er sich im
Gegensatz zuAnnelore immer sehr tapfer; er erfaßte auch die furchtbareGefahr, die vom
Himmel kam, nicht. Wohl auch aus diesemGrundewurdemeine Schwester relativ bald
nachLeupoldsdorf transferiert. Ich selbst erinneremichdaran,daßbei einemderAngriffe,
mutmaßlich 1944, ein befreundeter Kameradmeines Vaters imBunker an der Türemit
zugegenwar.Als es einen fürchterlichen Schlag tat, öffnete er danach vorsichtig dieTüre
und verkündete: es steht noch . Ermeinte damit natürlich unserHaus.Dieseswar zwar
nicht direkt getroffen, sondern im gegenüberliegendenGebäude Schmausenbuckstraße 36
war eineMine eingeschlagenundhatte dieses zerstört. InunsererWohnunghatte dermit
demEinschlagverbundeneLuftdruck jedochbeispielsweisedieWandzwischendenbeiden
44FotoalbumWillyRiegelbauerNr.2, FAWR2, S.18.
45Jedenfalls tragen die beiden Buben auf dem Bild S.37 in FAWB2 mit großer Freude Stahlhelme.
Dabei handelt es sich nebenmir umdenSohnHelmut derMieterReif im zweiten Stock unseresHauses.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427