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92 KAPITEL2. KINDHEIT
denSanierungenbisheuteattraktivvermieten ließenbzw. lassen.Letzteres seiamBeispiel
derHeizung illustriert.
Bis zur Zerstörung hatte dasHausmutmaßlich einzelneÖfen in denZimmern, diemit
Holz undKohle befeuertwurden.Das entsprechendeBrennmaterial dazu lagerte imHin-
terhaus.BeimWiederaufbauwurdenalledreiWohnungmit je einerEtagenzentralheizung
undHeizkörpern in allenRäumen ausgestattet. In jederWohnung stand dazu einKoks-
ofen inderDielebzw. imBadezimmer.DerKoks lagerte imvorderenTeildesHinterhauses
für die Parterrewohnung, immittleren Teil für den 1. Stock und in der von innen abge-
dichteten undmit einer Tür versehenen Laube für den 2. Stock.Weil das Schüren mit
Koks Staub in derWohnung und viel Schlepperei verursachte, wurde in jederWohnung
der zentrale Koksofen ein Jahrzehnt später durch eine Gastherme ersetzt, eine Lösung,
die bis heuteBestand hat.
DieFinanzierungdesWiederaufbausgelangzweifelsohneauchdurchsubstanziellegroß-
elterliche Mitwirkung. Mein Vater war als einziger Sohn gemeinsammit seiner Mutter
Erbe desVermögens seines 1944 verstorbenenVaters, von dessenUmfangmir nichts be-
kannt ist, das zudiesemZeitpunkt aber nichtmehr allzuüppig gewesen seindürfte.Mein
mütterlicher Großvater führte 1946 eine Aufteilung seines Besitzes durch, bei der sogar
schonmeine Schwester und ichmit jeweils 15.000Goldmark bedachtwurden.Diesewur-
den meinen Eltern quasi als Leihgabe ihrer Kinder ausbezahlt und die so entstehende
elterliche Schuld wurde mit einer Hypothek auf das Elternhaus abgesichert. So wollte
meinGroßvater sicherstellen, daß dieseAnteile in jedemFall seinen beidenEnkelkindern
zugute kommen. MeineMutter bekam als Vorabvermächtnis das 2-Familienhaus in der
Alex-Zink-Str. 10 inRoth.
Aufgrundder charakterlichenDispositionenundderTalentemeiner beidenEltern ver-
mute ich,daßmeinVater fürdenplanerischenundverwaltungsmäßigenTeil dieses großen
Projektes verantwortlich zeichnete, währendmeineMutter ihr außergewöhnliches Talent
imHandelnmitLieferantenundHandwerkern zur vollenBlüte bringen konnte.Denndie
unmittelbare Nachkriegszeit mit ihrer galoppierenden Inflation war eine Zeit des Tau-
schens, Schiebens und Schacherns. So weiß ich aus meiner Erinnerung noch sicher, daß
meineMuttereinenjungenSchäferhundauseinemWurfunsererHala füreinennagelneuen
Kühlschrank eingetauscht hat, der 1947 noch eine sehr beachtlicheAnschaffung darstell-
te.DadieseWürfe zweimal imJahr immer je etwa einDutzendWelpen umfaßte, konnte
schon allein mit diesen Zuchtergebnissen so manches anMaterialien undGegenständen
eingetauschtwerden.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427