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108 KAPITEL2. KINDHEIT
mal vonAnnelore unterstützt, theatralischesGeschehen fürmeine Zuschauer zusammen.
UnabhängigvondieserNeigung zumKasperlspielwurdemir auch imsonstigenLebenein
ausgeprägterHang zum Kaspern nachgesagt, wasmancheBilder erahnen lassen.103
ImWintergingenwiraufdennahegelegenenSchmausenbuckzumSchlittenfahren.Dort
gab es hierfür eine bestens ausgebauteRodelbahn. Auch das Skifahren, das ich schon in
Georgensgmünd und dann 1945 imWalsertal auf primitivenBrettchen erproben konnte,
wurde am Schmausenbuck zwischen den Bäumen hindurch praktiziert.Wir bauten uns
durch Schneeaufhäufen sogar kleine Sprungschanzen.Derlei Aktivitäten förderten die
nicht nur für Kinder so wichtige Körperbeherrschung, die ich für verschiedenste Ak-
tivitäten wie eben beispielsweise das Skispringen sehr früh gezielt trainiert habe. Einige
weitere darunter waren unterschiedliche Pfeifkünste (einschließlich Triller), Kuckuckstö-
nedurchBlasen in entsprechendgeformteHände,Ohrenwackeln, Schielen, Schattenspiele
mit denFingern usw.
Die Bilder in den Alben zeigen an Ostern 1948 schon wieder eine fröhliche Familie
im Garten mit den Osternestern und Ostergeschenken.104 Im nächsten Haus Richtung
Tiergarten wohnten damals Amerikaner, von denen uns Kindern an Ostern Geschenke
vor dieTür gestelltwurden.Gespendet vondenAmerikanernbekamenwir damals in der
Schule auch täglich eine Schulspeisung.105
Nachderbereits erwähntenWährungsreformgabesplötzlichauchwiedervieles zukau-
fen.Soerinnere ichmichandiedamalsquasi alsSensationverbreiteteNachricht,daßes in
derNähe desNürnbergerHauptbahnhofs Südfrüchtewie beispielsweiseOrangen zu kau-
fen gäbe.Allerdings ist keineErinnerungdaranverblieben, daßwir uns angesichts der
knappenHaushaltskasse diese dann auch schon leisten konnten, eherwohl nicht.Aber
dieMöglichkeit dazu war ja auch schon eine große Bereicherung. AproposWährungsre-
form: auch für einen Jungenwar das neueGeld, überhaupt die dabei gelernte Tatsache,
daß sichGeld und seinWert ändern können, eine einprägende Erfahrung. Zudem spürte
man sofort, daß dieses neueGeld richtig etwaswertwar.
Der Garten war durch die Brandbombe im Krieg natürlich nicht in Mitleidenschaft
gezogen worden, erhielt während des Hausbaus zusätzlich ein gemauertes Frühbeet mit
Fenstern darüber und lieferte infolge planmäßigen Anbaus Salat, Gurken, Spargel, ver-
schiedeneGemüsesorten wie Spinat, Rosenkohl, Rettiche, Radieschen usw., Kräuter wie
Liebstöckel,Petersilie etc., Stachel-,Erd-,Himbeeren, roteund schwarze Johannisbeeren,
Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Pfirsiche, ja sogarWeintrauben, usw.Mein Vater hatte sich
103zB. FAWB2, S.45.
104FAWB2, S.46.
105https://de.wikipedia.org/wiki/Schulspeisung, Zugriff 6.7.2015.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427