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110 KAPITEL2. KINDHEIT
Die Sommer waren also geprägt von den umfangreichen Tätigkeiten im Garten, Be-
suchen im nahegelegenenTiergarten, Radfahren, Spaziergängen vor allem zumSchmau-
senbuck, Ausflüge etwa nachBrunn oder zumTattersall (zB.mit den bereits im letzten
Kapitel genannten und befreundetenMayers),107 derNürnberger Reitbahn, undWande-
rungen inderweiterenUmgebungvonNürnberg sowiedemBaden imEbenseeoder inder
PegnitzvordemWehrnahederFlußstraßeundunweitderSatzingerMühle.Hinzukamen
Fahrten zumGroßvater inGmünd, derGroßmutter inRoth, denBauers in Leupoldsdorf
usw.
ImHerbst 1949 fuhrenwir erstmals wieder in FerienmitMutter undTante Lisl, aber
ohneVater und zwar nachOberjoch imAllgäu. Lisl wohnte dort in einem anderen, von
unserem etwas entfernt gelegenen Haus, dessen Fenster jedoch von unseremBalkon aus
sichtbar waren. So lernte ich erstmals in praxi die Möglichkeit einer binären Zeichen-
sprache:war dasHandtuchhinausgehängt,warmanbereit zu einemTreffen.Besonderen
EindruckhatmirderneueGeschmackvonZiegenmilchhinterlassen,diewirdort reichlich
genossen haben.
1949warauchdasJahrvonAnneloresKonfirmation, zuder ihrePatinBaja, aber auch
mein Pate LonimitMarianne zuBesuch nachNürnberg kamen.108DieMitglieder unse-
rer Familie waren damals alle ordentlicheGemeindemitglieder der evangelischenKirche.
Schon inGeorgensgmünd sindwir in jedemFall andenFesttagen, aberwohl angemessen
oft auch zu den sonntäglichenGottesdiensten gegangen. Auchwenn ich so gutwie keine
konkreteErinnerungmehrdaranhabe,warmirbei späterenGelegenheitenwieetwaBeer-
digungen immerhinderKirchenraumvonGmünd inall seinenDetails noch sehrvertraut.
Diese Riten haben sich inMögeldorf fortgesetzt, wenngleich vor allemmeineMutter oft
um eineAusrede nicht verlegenwar und darauf pochte, daß sie für eine Zwiesprachemit
ihremHerrgottnicht indieKirchegehenmüsse.Hinzukam,daßdieMögeldorferGemein-
de damalsmit ihremPfarrerGeyer eine vorbildliche, (auch unter denNazis)mutige und
kluge Persönlichkeit vorweisen konnte.109 Auch dessen Familie war bemerkenswert mit
zwei imVergleich zumir etwas älteren Söhnen. Sonntags ging es fürmich daher oft zum
Kindergottesdienst um11Uhr indas schöneMögeldorferKirchlein. Zuhause gab es dann
wie erwähnt nicht selten einen guten Schweinebraten mit rohen Klößen oder gebratene
Täubchen.
107FAHB5, S.21.
108FAWB2, S.45, FAHB5, S.22.
109FAHB5, S.45, zeigt zwei Bilder dieses aufrechtenMannes.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427